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Martin Dulig: »Mit TSMC wird Sachsen zum globalen Halbleiterstandort«

Martin Dulig: »Mit TSMC wird Sachsen zum globalen Halbleiterstandort«

Der weltweit agierende taiwanesische Halbleiterhersteller TSMC hat angekündigt, gemeinsam mit Bosch, Infineon und NXP eine Halbleiterfabrik in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden errichten zu wollen. Die Gesamtinvestitionen sollen sich auf rund zehn Milliarden Euro belaufen. »Es ist die größte Einzelinvestition eines Unternehmens im Freistaat Sachsen seit 1990«, sagt der sächsische Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Dulig. Etwa 2.000 direkte Arbeitsplätze sollen im Hightech-Bereich entstehen.

Martin Dulig sagte anlässlich der Entscheidung für den Wirtschaftsstandort Sachsen weiter: »Die Entscheidung von TSMC ist die Nachricht des Jahres – nicht nur für Sachsen, sondern auch für die Bundesrepublik und ganz Europa. Das Industrieland Sachsen schreibt mit dieser Ansiedlung seine erfolgreiche Wirtschaftsgeschichte fort und wird mit TSMC zum globalen Halbleiterstandort. Zugleich stärkt diese angekündigte Investition im Herzen Europas den gesamten Kontinent, der sich unabhängiger von Chip-Importen aus den USA und Asien macht. In der Europäischen Union produzierte Chips sind wettbewerbsentscheidend für unsere Volkswirtschaften – und letztlich auch für unsere Sicherheit. Wir benötigen Halbleiter, um die brennenden Herausforderungen unserer Zeit zu meistern: Digitalisierung, Energiewende, Elektromobilität, Künstliche Intelligenz. Zugleich sichern Großinvestitionen wie die von TSMC unseren künftigen Wohlstand und zeigen, dass die deutsche Industrie Zukunft hat. Auch die breite Zulieferindustrie und der sächsische Mittelstand werden von dieser Investition profitieren. TSMC ist eine gute Ergänzung zum E-Auto-Standort Sachsen. Denn ein E-Auto benötigt heute bis zu 1.500 Chips. Hier kommt zusammen, was zusammengehört.«

Die Projektpartner haben heute bekanntgegeben, gemeinsam in die European Semiconductor Manufacturing Company (ESMC) GmbH in Dresden zu investieren. Das geplante Joint Venture werde zu 70 Prozent von TSMC gehalten, während Bosch, Infineon und NXP jeweils zehn Prozent der Anteile halten, »vorbehaltlich der behördlichen Genehmigungen und anderer Bedingungen.« Die Produktionsstätte im Umfeld des Dresdner Flughafens (Airport-Park) werde von TSMC betrieben.

Die Gesamtinvestitionen sollen sich »aus einer Eigenkapitalzuführung, der Aufnahme von Fremdkapital und einer starken Unterstützung durch die Europäische Union und die deutsche Regierung zusammensetzen.« Die endgültige Investitionsentscheidung hänge von der Bestätigung der Höhe der öffentlichen Mittel für dieses Projekt ab.

Das Projekt werde im Rahmen des European Chips Act geplant. Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer zeigte sich zuversichtlich, dass die Europäische Kommission nun rasch den Weg dafür freimacht, damit die Fördermittel des Bundes für diese Zukunftsinvestition fließen können.

»Ein guter Tag für unser Land: Der weltweit umsatzstärkste Halbleiterhersteller und größte unabhängige Auftragsfertiger für Halbleiter – TSMC aus Taiwan – baut ein Werk in Dresden!«

Staatsminister Martin Dulig

Die 300mm-Fertigungsanlage soll den künftigen Kapazitätsbedarf der schnell wachsenden Automobil- und Industriebranchen decken. Die geplante Fabrik soll eine monatliche Produktionskapazität von 40.000 300-mm-Wafern (12 Zoll) auf der 28/22-Nanometer-Planar-CMOS- und der 16/12-Nanometer-FinFET-Prozesstechnologie von TSMC haben, wodurch das europäische Ökosystem der Halbleiterherstellung mit fortschrittlicher FinFET-Transistortechnologie weiter gestärkt wird. ESMC beabsichtigt, in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 mit dem Bau der Fabrik zu beginnen und die Produktion bis Ende 2027 aufzunehmen.

Gemeinsam mit der Landeshauptstadt Dresden, den Einrichtungen der Sächsischen Staatsregierung und Versorgungsunternehmen hat die Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH (WFS) TSMC zwei Jahre intensiv begleitet. Um diese Investition zum Erfolg zu führen, benötigt Sachsen auch motivierte und gut qualifizierte Arbeits- und Fachkräfte aus dem Ausland. Dazu Martin Dulig: »Das kürzlich vom Bundesrat verabschiedete Fachkräfteeinwanderungsgesetz kann nur dann seine Wirkung entfalten, wenn uns im Freistaat mit einer sichtbaren und gelebten Willkommenskultur eine nachhaltige Integration dieser Menschen gelingt. Bei dieser Aufgabe helfen gesetzliche Regelungen eher weniger. Hier braucht es das Engagement aller in der Gesellschaft. Um das sicherzustellen, werden wir mit der Chipindustrie, den sächsischen Kammern und den Wirtschaftsverbänden im engen Dialog stehen.« Aktuell arbeiten rund 76.000 Beschäftigte in der sächsischen Mikroelektronik- und IKT-Branche. Das Branchen-Netzwerk Silicon Saxony e. V. geht im Jahr 2030 von rund 100.000 Beschäftigten aus.


Übersicht: Großinvestitionen am Wirtschaftsstandort Sachsen

  • 1991: Die Volkswagen AG investiert in Zwickau-Mosel ca. 1,2 Milliarden Euro (heute ca. 9.800 Mitarbeiter in ganz Sachsen). Mehrere Milliarden Euro wurden seitdem in das Werk investiert, zuletzt beim Umbau zum Leitwerk für E-Fahrzeuge (über eine Milliarde Euro).
  • 1994: Investitionsentscheidung von Siemens (seit 1999: Infineon Technologies Dresden GmbH & Co. OHG) für Chipfabrik in Dresden | Investitionssumme: ca. 1,5 Milliarden Euro
  • 1995: Investitionsentscheidung von AMD (seit 2009: Globalfoundries) in Dresden | Investitionssumme: ca. 2,4 Milliarden Euro 
  • 1998: Investitionsentscheidung von TDDK in Straßgräbchen für Klimakompressorenwerk | heute 950 Mitarbeiter mit aktuellem Ausbauprojekt
  • 1999: Entscheidung der Porsche AG für einen Werksneubau in Leipzig (heute 4.400 Mitarbeiter). Bis 2019 hat Porsche mehr als 1,3 Milliarden Euro in die Entwicklung des Werks investiert. 2019 startete die fünfte Erweiterung (mehr als 600 Millionen Euro).
  • 1999: Entscheidung der Volkswagen AG zur Errichtung der Gläsernen Manufaktur in Dresden | Investitionssumme: ca. 900 Millionen Euro
  • 2001: Entscheidung der BMW AG für einen Werksneubau in Leipzig | ca. 1,2 Milliarden Euro Anfangsinvestition, heute 5.500 Mitarbeiter
  • 2002: Aufbau einer Wafer-Produktion der Siltronic AG in Freiberg | Investitionssumme: 430 Millionen Euro, Schaffung von 650 Arbeitsplätzen
  • 2003: Investitionsentscheidung der DHL Hub Leipzig GmbH für den EURO Cargo Hub | Investitionssumme: ca. 285 Millionen Euro, Schaffung von 4.000 Arbeitsplätzen
  • 2004: Investitionsentscheidung von AMD (seit 2009: Globalfoundries) für »Module One« | Investitionssumme: ca. 2,8 Milliarden Euro
  • 2007: Investitionsentscheidung von AMD (seit 2009: Globalfoundries) für »Module Two« | Investitionssumme: ca. 2,4 Milliarden Euro
  • 2017: Investitionsentscheidung von Bosch für Errichtung einer Chipfabrik in Dresden | Investitionssumme: eine Milliarde Euro, 700 Arbeitsplätze
  • 2021: Investitionsentscheidung der Beiersdorf AG für Produktionsfabrik und Logistik-Hub | Investitionssumme: 390 Millionen Euro, 600 Arbeitsplätze
  • 2023: Erweiterungsentscheidung der Infineon AG für eine Smart Green Power Fab | Investitionssumme: fünf Milliarden Euro, 1.000 neue Arbeitsplätze
  • 2023: Ankündigung des Halbleiterherstellers TSMC für den Bau einer Halbleiterfabrik in Dresden (Joint Venture mit Bosch, Infineon und NXP) | geplante Gesamtinvestitionen: zehn Milliarden Euro

Reaktionen

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer:

»Die heutige Entscheidung für Dresden ist ein großer Gewinn und eine wunderbare Nachricht für Sachsen, Deutschland und ganz Europa.
Ich bin froh und stolz, dass der Freistaat mit seinen Standortvorteilen überzeugen konnte und mit TSMC einer der weltweit führenden Chiphersteller sein erstes europäisches Halbleiterwerk in Sachsen errichten will. Der Bau einer komplett neuen Halbleiterfabrik wird Europas größtes Mikroelektronikcluster, Silicon Saxony, und den gesamten Wirtschafts- und Technologiestandort Sachsen weiter stärken und so für einen kräftigen Wachstumsschub sorgen. Verbunden sind damit Investitionen in Milliardenhöhe und viele neue Arbeitsplätze – direkt und indirekt, auch in Handwerk und Mittelstand. Die geplante Ansiedlung hier bei uns im Herzen von Europa ist eine große Chance. Sie wird auf alle Regionen des Freistaates ausstrahlen mit positiven Effekten bei Beschäftigung und Wertschöpfung. Nicht zuletzt sorgt die Großinvestition für mehr europäische Souveränität und technologische Unabhängigkeit in einer Schlüsselbranche.

Sachsen bietet für eine solche Ansiedlung beste Bedingungen – ein einzigartiges Halbleiter-Ökosystem, die enge Vernetzung mit Wissenschaft, Forschung und weiteren Wachstumsbranchen sowie das hier gebündelte Wissen und Können der Menschen. Die Entscheidung ist das Ergebnis eines mehrjährigen vertrauensvollen Verhandlungs- und Gesprächsprozesses. Danken möchte ich auch der EU und dem Bund für ihr großes Engagement. Der Freistaat Sachsen und die Stadt Dresden werden auch künftig alle Schritte für den Aufbau der neuen Halbleiterfabrik eng begleiten und unterstützen. Welcome to Silicon Saxony TSMC.«

Sven Schulze, Minister für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten des Landes Sachsen-Anhalt:

»Gratulation an die Kollegen in Sachsen. Ein guter Tag für unsere gesamte Region! Intel, TSMC, Infineon, Tesla und viele weitere Namen stellen eines unter Beweis: Wir bewegen hier in Ostdeutschland gerade einiges!«

Thomas Horn, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH (WFS):

»Die Ansiedlung von TSMC ist die größte Einzelinvestition eines Unternehmens in der Geschichte des Freistaates Sachsen und ein echter Quantensprung nicht nur für den Standort, sondern auch für Deutschland und Europa insgesamt. Damit bauen wir die Rolle als einer der weltweit führenden und gleichzeitig als Europas größter Mikroelektronik-Standort noch weiter aus.
Einmal mehr hat sich Sachsen im weltweiten Wettbewerb durchgesetzt und mit hervorragenden Standortbedingungen und seinem besonderen Ökosystem gepunktet. Dieses überzeugt durch seine Ressourcen und Potenziale für innovative Zukunftstechnologien und den erfolgreichen Austausch mit einer breit aufgestellten Forschungslandschaft.
Die Entscheidung von TSMC wird uns darüber hinaus auch starken Rückenwind geben, um weitere Neuansiedlungen und Erweiterungsinvestitionen für Sachsen zu gewinnen, die das bereits bestehende sehr leistungsfähige Zulieferernetzwerk noch weiter stärken können. Dies nützt der gesamten Branche und wird dann wiederum auch ein Magnet sein, um mit zahlreichen attraktiven Jobangeboten Fachkräfte für den Standort gewinnen zu können.«

Jörg Dittrich, Präsident der Handwerkskammer Dresden:

»Das ist ein großer Tag für Sachsen. Von der milliardenschweren Investition durch den weltweit umsatzstärksten Halbleiterhersteller TSMC wird direkt und indirekt auch das ostsächsische Handwerk profitieren. Mittel- und langfristig wird die Stärkung von ›Silicon Saxony‹ auch erhebliche positive Effekte für die Handwerksbetriebe nach sich ziehen. Über die Chance, eine weltweit führende Region der Chip-Industrie zu sein, freuen wir uns – gleichzeitig müssen wir jetzt beim Thema Fachkräfteentwicklung und gesteuerter Zuwanderung von Fachkräften vorankommen.«

Arbeitgeber-Präsident Dr. Jörg Brückner:

»Es ist eine starke Entscheidung für eine Investition in modernste Technologie, die wir alle brauchen. Sie stärkt die Fähigkeit Europas in diesem sensiblen Sektor, eine höhere Eigenständigkeit erreichen zu können. Dass diese Investition nach Sachsen, nach Dresden kommt, zeigt, welch hohes technologisches Niveau die sächsische Industrie inzwischen erreicht hat und was unsere Menschen hier leisten, denn ohne industrielle Basis und Fachkräfte hilft auch die großzügigste Unterstützung aus Steuermitteln nicht. Es braucht den Verbund aus bester Bildung, Wissenschaft und Industrie. Da hat Sachsen eine großartige Tradition, aber in diesem Bereich auch eine gute aktuelle Situation. (…)«

Dirk Schulze, Bezirksleiter IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen:

»Die IG Metall hat sich frühzeitig für den Aufbau einer international wettbewerbsfähigen Chipfertigung in Deutschland stark gemacht. Die Produktion von Halbleitern vor Ort stärkt den Industriestandort und mindert die Abhängigkeit von internationalen Lieferketten. Mit den Investitionen führender Chiphersteller entstehen in Dresden viele hochproduktive Industriearbeitsplätze in einer Branche mit sehr guten Zukunftsperspektiven. Wir werden uns gemeinsam mit den Beschäftigten dafür einsetzen, dass hier auch gute Arbeit entsteht.«

Stefan Ehly, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Dresden und Riesa und Mitglied im Aufsichtsrat bei Infineon am Standort Dresden:

»Der Halbleiter-Standort Dresden gewinnt mit dieser Investitionsentscheidung noch einmal an Kraft und Profil. Wir freuen uns sehr über die Ankündigung von TSMC, seine erste europäische Fabrik hier bei uns in der Region errichten zu wollen. Wie in anderen Industriebranchen auch werden wir uns als IG Metall zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen in den neuen Werken für gute Arbeitsbedingungen und gute Löhne stark machen. Dazu gehören eine tragfähige Mitbestimmung und perspektivisch auch Tarifverträge. Sachsen hat viele gute ausgebildete Fachkräfte zu bieten. Mit guten Löhnen und Arbeitsbedingungen kann es gelingen, sie für die neuen Werke zu gewinnen.«

Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert:

»TSMC in Dresden ist noch einmal ein Turbo-Boost für unseren Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort. Wenn sich ein Weltmarkt- und Technologieführer im globalen Wettbewerb für Dresden entscheidet, sagt das auch viel über die bisherige Entwicklung und Bedeutung unseres Hochtechnologiestandortes. Unser einzigartiges Ökosystem aus hochinnovativen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Hochschulen hat eine immer stärkere Anziehungskraft entfaltet. Im Bereich der Mikroelektronik reicht die Historie über sechs Jahrzehnte zurück – die nun beschlossene Investition von TSMC mit Bosch, Infineon und NXP wird die künftige Geschichte der Halbleiterentwicklung auf viele Jahre maßgeblich prägen und weltweiten Einfluss haben.
Heute dürfen wir mit all unseren Partnern in Stadt und Land kurz innehalten und uns über diesen Erfolg freuen, ab morgen wird die intensive Ansiedlungsarbeit entschlossen und mit ganzer Kraft fortgesetzt. Die sensationelle Entwicklung der Halbleiterindustrie erfordert zugleich einen erheblichen Infrastrukturausbau im Dresdner Norden. Die Landeshauptstadt treibt dabei die Ertüchtigung mit den zuständigen Ämtern und Versorgern intensiv voran. Auch für die absehbar steigende Nachfrage nach ÖPNV- und Wohnungsangeboten gilt es nun umso intensiver, tragfähige Lösungen zu entwickeln.«


Pressekonferenz am 8. August


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Bildrechte Foto oben: iStock Bing-Jhen Hong


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