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#ZUKUNFTblog

»Wir müssen Mobilitätspolitik für die Menschen in Sachsen machen»

»Wir müssen Mobilitätspolitik für die Menschen in Sachsen machen»

#ZUKUNFTblog im Gespräch mit Stephan Berger, Abteilungsleiter für Mobilität im SMWA

Mobilität ist in der heutigen vernetzten Gesellschaft eine der zentralen Voraussetzungen für eine florierende und zukunftsfähige Wirtschafts- und Arbeitswelt. Klimawandel, zunehmende Digitalisierung und steigende Kosten wirken sich auf Mobilitätsformen und Angebote aus und ermöglichen ein multimodales Verkehrsverhalten. Sowohl gesellschaftlich als auch technologisch ist die Mobilitätswende in vollem Gang. Das Thema Ökologie spielt dabei eine deutlich größere Rolle.  Welche Schwerpunkte setzt der Freistaat dabei? Wie kann die Politik den Wandel begleiten und fördern? Im SMWA ist die Abteilung Mobilität zuständig für die strategische Ausrichtung der Mobilitätspolitik, den Bau und Erhalt der Verkehrsinfrastruktur, die Finanzierung und Ausgestaltung des ÖPNV, den Rad- und Fußverkehr, die Verkehrssicherheit, den Luft- und Schiffsverkehr sowie den Schienenverkehr.

 Stephan Berger, Abteilungsleiter Mobilität im Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (Foto: SMWA)

Im Herbst 2022 hat Stephan Berger im SMWA die Leitung für die Abteilung Mobilität übernommen. Der 49 Jahre alte Verkehrsingenieur ist seit 2005 für den Freistaat Sachsen tätig. Er ist in Dresden geboren und in Freiberg aufgewachsen. Die Begeisterung für Verkehr wurde ihm schon in die Wiege gelegt. Familiär geprägt durch die damals in Mecklenburg bei der Deutschen Reichsbahn tätigen Großeltern ist Stephan Berger schon als Kind fasziniert von der Eisenbahn. Nach seiner Ausbildung zum Industriemechaniker bei der Deutschen Reichsbahn in Chemnitz war er zunächst Lokführer bei der Deutschen Bahn. Während seines Studiums des Verkehrsingenieurwesens 1999 bis 2005 an der Technischen Universität Dresden lenkte er den Fokus auf die Planung und den Entwurf von Straßenverkehrsanlagen. Nach dem Studium stieg er mit einem Baureferendariat in die sächsische Straßenbauverwaltung ein und war im Anschluss vier Jahre im Straßenbauamt Meißen für die Ausführungsplanung und Bauausführung verschiedener Maßnahmen im Bauamtsbereich zuständig. 2012 in die damalige Abteilung Verkehr eingestiegen lenkt er jetzt die Abteilung Mobilität in die Zukunft.

#ZUKUNFTblog hat nachgefragt, was ihn antreibt und was er sich vorgenommen hat.

Was haben Sie sich als Abteilungsleiter persönlich vorgenommen? Wo geht die Reise hin?

Mobilität mit all seine Facetten ist ein unglaublich spannendes und vielseitiges Themenfeld. Der in den letzten Jahren begonnene thematische Wandel von Verkehr zu Mobilität ist längst nicht beendet. Auch ist er längst noch nicht in allen Köpfen vollzogen. Neue Herausforderungen sind einzuordnen, Themen zu bewerten. Wer hätte beispielsweise vor Jahren gedacht, dass Mobilitätsketten inkl. z.B. der Themenfelder Rad- und Fußverkehr heute so eine zentrale Rolle spielen werden. Die Mobilitätspolitik hat sich gewandelt und es liegt an uns, diesen Wandel in die Fläche zu bekommen. Als Leiter der Abteilung Mobilität ist es mir wichtig, hier keine »Scheuklappen« zu haben, Denken zuzulassen. Und es ist mir wichtig, mit den vielen Protagonisten mit vielen guten Ideen einen gemeinsamen Weg der Umsetzung zu finden. Zurückgezogenes Arbeiten in den Amtsstuben ist nicht mehr »in der Zeit«. Und mich freut es, dass wir in der Abteilung Mobilität diesen Weg gemeinsam gehen, Dinge offen und lösungsorientiert diskutieren können. Dazu habe ich alle meine Kolleginnen und Kollegen in der Abteilung eingeladen.

Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen im Bereich Mobilität in den kommenden Jahren?

Eines der zentralen Themen für die nächsten Jahre ist natürlich der ÖPNV. Auch hier waren die aktuellen Entwicklungen, z.B. mit dem Deutschlandticket, in den letzten Jahren kaum vorstellbar gewesen. Doch wie machen wir dies nutzbar in der Fläche, wie können alle Menschen im Freistaat Sachsen davon gleichermaßen profitieren? Das sind zentrale Aufgaben der nächsten Jahre. Denn ÖPNV ist kein kurzfristiges Geschäft. Daneben besteht die große Herausforderung, dass Landesstraßennetz endlich in einen guten Zustand zu bringen. Ehrlicherweise muss man sagen, die Zeit der großen Neubaumaßnahmen der 90’er Jahre ist vorbei.

Wie sieht der Verkehr der Zukunft aus? Wo stehen wir in Sachsen?

Mobilität der Zukunft ist vernetzt. Mobilität der Zukunft spart keine Mobilitätsform mehr aus. Und Mobilität muss klimagerecht sein. Ich bin der Überzeugung, dass wir hier im Freistaat Sachsen mit den vielen Forschungs- und Entwicklungsinstitutionen eine Vorreiterrolle in Deutschland einnehmen können oder dies bereits tun. Mit den Strukturwandelregionen bestehen zudem Möglichkeiten, neue Mobilitätsformen praxisnah umzusetzen. Wichtig ist mir dabei, dass endlich von der Denkweise »Bedarf« Abstand genommen wird und das »Angebot« in den Vordergrund gestellt wird. Das wäre moderne Mobilitätspolitik.

Was sind die wichtigsten Verkehrsprojekte und Vorhaben im Freistaat?

Ganz klar stehen hier für mich die Elektrifizierungsmaßnahmen Schiene an vorderster Stelle. Auch hier muss endlich ein Umdenken stattfinden. Wir sind mit dem Freistaat nicht »am Rande Deutschlands« sondern wir sind »mitten in Europa«. Das wir mit dem Bund immer noch als Bittsteller über eine Elektrifizierung von Chemnitz nach Leipzig oder von Dresden nach Görlitz diskutieren müssen ist für mich fehlgeleitete Mobilitätspolitik.

Klar ist für mich auch, dass wir Mobilitätspolitik für die Menschen in Sachsen machen müssen. Und dazu gehören auch sichere Verbindungen im Rad- und Fußverkehr.

Was liegt Ihnen persönlich besonders am Herzen?  Was ist Ihre Motivation?

Wir müssen davon abkommen, Planungen und Projekte immer komplexer zu machen. Planungsvereinfachung oder auch pragmatische Lösungen müssen in den Vordergrund gerückt werden. Wir haben uns in vielen Bereichen, teilweise selbstverschuldet, viel zu hohe Mauern gebaut. Auch Mobilitätspolitik muss gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern im Freistaat Sachsen erklärbar sein. Gerade die Gespräche vor Ort liegen mir dabei besonders am Herzen.  

Was tut Ihnen gut, um den Kopf frei zu bekommen?

Ich benötige keine Spatensammlung im Büro. Gut tun mir Termine mit meinen fortschrittlich und lösungsorientiert denkenden Kolleginnen und Kollegen. Wir diskutieren teils sehr intensiv. Dies aber immer sachlich. Gut tun mir auch Termine, in denen wir vorwärtskommen, gemeinsam klare Wege und verlässliche Vereinbarungen treffen. Am Ende muss jedoch einer den Hut aufhaben und die nötige Entscheidung treffen. Dies wird von den Kolleginnen und Kollegen erwartet und davor scheue ich mich nicht.

Manchmal reicht zum Kopf frei bekommen der Blick aus dem Bürofenster auf die fantastische Silhouette meiner Heimatstadt Dresden. Ansonsten bin ich viel unterwegs, gibt es von der Lausitz bis ins Vogtland, vom Erzgebirge bis Nordsachsen so viele schöne Ecken. Da kann ein Wochenende schon einmal knapp werden.

Welche Bahnstrecke ist Ihr Favorit?

Wenn die Frage darauf abzielt – eines der auch für mich nach jahrelangen Bemühungen persönlich größten Ärgernisse ist der weiterhin offene Zustand der Elektrifizierung zwischen Dresden und Görlitz.

Und privat: Stephan Berger ist verheiratet und Vater von drei Kindern (zwei Töchter und ein Sohn). Ehrenamtlich engagiert er sich seit vielen Jahren in der Vereinigung der Straßenbau- und Verkehrsingenieure im Freistaat Sachsen (VSVI Sachsen e.V.) und ist dessen Präsident. In seiner Freizeit zieht es ihn und seine Familie in die Natur. Am liebsten in die verschiedensten sächsischen Landesteile oder in die Ruhe und Abgeschiedenheit der Mecklenburger Seenplatte.


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