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Ein Engel, der Gründer beflügelt: Fünf Fragen an den Leipziger »Business Angel« Bernd Schumacher

Ein Engel, der Gründer beflügelt: Fünf Fragen an den Leipziger »Business Angel« Bernd Schumacher

Vom 26. bis 28. November trifft sich die deutsche Gründungsszene in Leipzig zum »Deutschen Business Angels Tag« (DBAT), dem größten Kongress seiner Art in Europa. Dort kommt das deutschlandweite Netzwerk von Kapital- und Wissensgebern (»Business Angels«) zusammen und trifft auf kapitalsuchende Start-ups. Ausgestaltet wird das Programm vom Business Angels Netzwerk Deutschland (BAND e. V.). Das sächsische Wirtschaftsministerium und die futureSAX GmbH, die Innovationsplattform des Freistaates Sachsen, unterstützen die Veranstaltung. Der #ZUKUNFTblog hat vorab mit einem Angel Investor gesprochen: Bernd Schumacher aus Leipzig, Inhaber der Zeit der Freiheit GmbH und Speaker auf dem DBAT.

#ZUKUNFTblog: Wie sind Sie ein »Business Angel« geworden und welche Motivation treibt Sie an?

Schumacher: Als Gründer (99pro media GmbH, 2000) war ich lange mit wichtigen Fragen allein und brauchte auch sehr lange, um wichtige Invests umsetzen zu können. Mit dem Exit meiner Company 2020 war der Business Angel eines meiner möglichen Aktionsfelder. Der BAND lieferte zweiwöchig spannenden Lesestoff und mit »HistaFit« zwei mitreißende Gründerinnen, die ich unbedingt unterstützen wollte – mein erstes wirkliches Invest und ein »best case« dazu, in jeder Beziehung: charismatische Persönlichkeiten (»Gründer des Jahres – Award 2022, Kategorie »Female Empowerment«) mit einer großen Vision, nachhaltige Produkte und eine aufregende Entwicklung des Brands.
Meine Motivation liegt in den inspirierten Momenten, die eine Gründung begleiten, das unvergleichlich großartige Gefühl, Neuland zu betreten. Als Kind wollte ich die Antarktis erforschen, und auch hier erlebe ich immer wieder eine Reise in unbekannte Welten. »Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne«, hat Hermann Hesse so wunderbar beschrieben. Es ist also genau diese Erfahrung, die ich suche.

Bernd Schumacher aus Leipzig, Inhaber der Zeit der Freiheit GmbH, tritt als Speaker auf dem Deutschen Business Angels Tag auf.

#ZUKUNFTblog: Was unterscheidet einen »Business Angel« von den so genannten »Venture Capital«-Beteiligungen?

Schumacher: In meiner Wahrnehmung braucht ein Start-up in der frühen, ersten Evaluierungsphase der Idee, der Unternehmens-Story, der Strategie und des Business-Cases im Idealfall eine/n Mentorin, die/der die wesentlichen Grundwerte mit entwickeln bzw. spiegeln kann, die Gründerinnen ermutigt und auch das erste Geld bereitstellen kann. Das wäre für mich die Rolle eines Business Angels Know-How bereitzustellen und gegebenenfalls erstes Wagnis-Kapital. Hier steht die Beziehung im Vordergrund. Ein VC-Beteiligung erfolgt sicher in erster Linie unter finanziellen Gesichtspunkten.

#ZUKUNFTblog: Wie findet ein Gründer den passenden »Business Angel« bzw. wo halten Sie nach Erfolg versprechenden Gründungen Ausschau?

Schumacher: Ich denke, »LinkedIn« ist da die Plattform der Stunde, wobei ich als Start-up auch immer nach den großen Playern schauen würde oder Unternehmer-Persönlichkeiten in dem Markt, in den ich hineinwachsen möchte. Einfach mal ‹ne Mail schreiben, auch an Menschen, die sich gar nicht »Business Angel« nennen. Mich erreichen Gründer*innen über mein Netzwerk, oft sind es persönliche Empfehlungen à la »sprich doch mal mit Bernd«. Die Chance, mich für ein inspirierendes, auch persönliches Gespräch zu gewinnen, ist da.

#ZUKUNFTblog: Wo steht die sächsische »Business Angels«-Szene im deutschlandweiten Vergleich? Wird der DBAT den sächsischen Start-up-Finanzierungsmarkt beflügeln?

Schumacher: In Sachsen sind potente Business Angels unterwegs, aber noch nicht so sichtbar wie in anderen Bundesländern. Da kann der DBAT sicher einen Impuls geben in Richtung Ermutigung der Gründerkultur nach dem Motto: »Schaut, da sind die Angel, sie sind zahlreich, echte Menschen und nahbar.« Möge das Selbstvertrauen bei uns weiter wachsen, Neues zu versuchen und damit einfach loszulegen. Oft konfrontieren mich Menschen mit starken Ideen zugleich mit ihrem völligen Unwissen über mögliche Finanzierungswege. Und da stehen auch schon mal 10.000 Euro als – gedachte – unüberwindbare Hürde im Raum, die sie daran hindern, überhaupt zu beginnen…

#ZUKUNFTblog: Wie nah an der Realität ist das erfolgreiche Fernsehformat »Die Höhle der Löwen«?

Schumacher: Die »Löwen« schließen echte Deals und können Katalysator eines Start-ups sein, wie es gerade mit »HistaFit« geschieht. Insofern ist das Format Wirklichkeit. Natürlich schränkt die Auswahl der Start-ups, fast durchweg im B2C-Bereich*, das Sichtfeld ein. Es ist also an der Zeit, ein weitere Serie zu kreieren, die unsere Gründerkultur in allen ihren Facetten lebensnah abbildet. Dies zu finden, ist mir als Formatentwickler ein großes Anliegen.

#ZUKUNFTblog: Danke für das Gespräch.

*B2C = Business-to-Consumer (Geschäfte zwischen Unternehmen und Privatkunden)

Hintergrund: Gründungsstandort Sachsen

»Sachsen ist ein dynamisches Gründerland, im urbanen wie ländlichen Raum. Wir freuen uns und sind stolz darauf, dass dieses hochkarätige Netzwerktreffen hier stattfindet. Für unser Innovationsökosystem ist das eine Auszeichnung und zugleich eine große Chance. Die Business Angels können unsere sächsischen Start-ups beflügeln – sowohl mit Kapital als auch mit wertvollem Know-how.«

Martin Dulig, Sächsischer Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, zum Deutschen Business Angels Tag in Leipzig

Die prozentual meisten Unternehmensgründungen verzeichneten seit 2011 die Großstädte Leipzig (32,8 Prozent) und Dresden (30,7 Prozent), mit Abstand auch Chemnitz (8,4 Prozent). Der Anteil aller innovativen Gründungen in den Landkreisen beträgt zusammen beachtliche rund 28 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie zum Gründungsstandort Sachsen, welche Wirtschaftsminister Martin Dulig im Sommer 2022 dem Kabinett vorgelegt hat. Die vom Wirtschaftsministerium (SMWA) in Auftrag gegebene und vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung durchgeführte Studie bildet erstmals spezifisch für Sachsen die Entwicklung des Gründungs- und Innovationsökosystems von 2011 bis heute ab.

860 von ca. 1.200 jungen, innovativen Unternehmen (»Start-ups«), die 2011 bis 2019 ins Handelsregister im Freistaat Sachsen eingetragen wurden, bestanden noch im Jahr 2021. Es dominiert unter den recherchierten Gründungen der Bereich »Information und Kommunikation« (57 Prozent, Mehrfachnennungen möglich). Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen haben einen Anteil von 26 Prozent. 18 Prozent der Neugründungen zählen zum verarbeitenden Gewerbe. Es überwiegen Teamgründungen mit durchschnittlich 2,8 Mitgliedern. In nur knapp jedem dritten Team sind Frauen beteiligt. 68 Prozent der befragten Start-ups sehen künftig große Herausforderungen bei der Gewinnung von Fachkräften. 150 Anbieter von Unterstützungsleistungen für Start-ups wurden identifiziert (z. B. Coworking-Anbieter, Hubs).


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