Das Bund-Länder-Programm GRW (Gemeinschaftsaufgabe »Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur«) hat in Sachsen auch 2024 einen herausragenden Konjunkturimpuls gesetzt. Investitionen von Unternehmen und Kommunen wurden mit Fördermitteln in Höhe von insgesamt 228,7 Millionen Euro unterstützt. Die mit der GRW-Förderung 2024 angestoßenen Investitionen betragen fast 700 Millionen. Euro.
Die Gesamtinvestitionen und Förderungen schlüsseln sich 2024 wie folgt auf:
- Betriebliche Vorhaben: Gewerbliche Unternehmen investieren 553,8 Mio. Euro. Die Sächsische Aufbaubank – Förderbank – (SAB) wird bis zum Jahresende die dahinterstehenden 229 Maßnahmen mit GRW-Zuschüssen von rund 142,1 Mio. Euro unterstützen.
- Kommunale Vorhaben: Die Landesdirektion Sachsen fördert in diesem Jahr 38 Maßnahmen der wirtschaftsnahen Infrastruktur. Die Gesamtinvestitionen in Höhe von rund 136,6 Mio. Euro werden mit GRW-Zuschüssen von rund 86,6 Mio. Euro unterstützt.
Diese Woche haben weitere mittelständische Unternehmen ihre Fördermittelzusage für Neuerrichtungen und Erweiterungen erhalten: u.a. die Nosh.bio GmbH in Großröhrsdorf (Landkreis Bautzen), die ZT Tuning GmbH in Weischlitz (Vogtlandkreis), die Freizeitpark Plohn GmbH in Lengenfeld/Ortsteil Plohn (Vogtlandkreis) und die Freiberg Instruments GmbH in Freiberg (Landkreis Mittelsachsen).
Wirtschaftsstaatssekretär Thomas Kralinski, der diese vier Bescheide persönlich überreichte, sagt: »Der sächsische Mittelstand mit seinen 132.000 Betrieben ist der wichtigste Arbeitgeber und Ausbilder im Freistaat. Die geförderten Unternehmen stärken ihre Marktposition mit Weitblick, Engagement und Innovationsfreude. Erfreulicherweise halten auch die sächsischen Kommunen an ihren geplanten Investitionen in die wirtschaftsnahe Infrastruktur fest. Investitionen sind das A und O für die Zukunft unserer Wirtschaft. Die Staatsregierung unterstützt deshalb mit attraktiven Fördersummen und sendet damit kurz vor Weihnachten auch ein Signal der Stabilität und Zuversicht. Die geförderten Investitionen stärken unsere Wettbewerbsfähigkeit, sichern Arbeitsplätze und ermuntern hoffentlich weitere Kommunen und Unternehmen zur Nachahmung.«
Nosh.bio GmbH
Vom Pils zum Pilz – diese innovative Geschäftsidee der Nosh.bio GmbH bringt neues Leben in die stillgelegte Brauerei »Böhmisch Brauhaus« in Großröhrsdorf (Landkreis Bautzen). Das 2022 in Berlin gegründete Start-up hat sich auf die Entwicklung von Nahrungsmitteln bzw. Fleischalternativen aus gentechnikfreien Pilzen spezialisiert. In Großröhrsdorf wird das Unternehmen seinen ersten Produktionsstandort aufbauen. Namhafte Kunden wie Tönnies und Barilla haben bereits angebissen und sollen künftig mit den Trockenprodukten aus Ostsachsen beliefert werden.
Mit den Mitteln aus dem Programm GRW-RIGA in Höhe von 2,75 Mio. Euro werden u.a. die vorhandenen Fermentationstanks zu einer Produktionsanlage für Mikroproteine umgebaut und ausgerüstet. Die Nachnutzung der Brauereianlagen ist etwa 80 Prozent günstiger als eine Neuanschaffung bzw. ein Neubau. Das Unternehmen hat angekündigt, mit dem Vorhaben mindestens elf neue Arbeitsplätze zu schaffen.
ZT Tuning GmbH
Das vogtländische Unternehmen (20 Mitarbeiter) hat sich auf die Produktion und den Vertrieb von Tuning- und Ersatzteilen für die DDR-Zweiradmarke Simson spezialisiert. Die derzeit genutzten Standorte in Plauen und Rosenbach sind angemietet. Um dem wachsenden Platzbedarf gerecht zu werden, plant die ZT Tuning GmbH, in der Gemeinde Weischlitz, südwestlich von Plauen, eine eigene Betriebsstätte zu errichten. Dafür wird auf dem Gelände des Globus-Marktes an der Autobahn A72 die Ruine eines ehemaligen Kartoffellagers abgerissen. Für dieses Vorhaben erhält das Unternehmen eine Förderung von rund 4,57 Mio. Euro aus dem Programm GRW-RIGA.
Freizeitpark Plohn GmbH
Der 1996 eröffnete Park ist mit jährlich etwa 350.000 Gästen ein Wirtschaftsfaktor im Vogtland. Die Anziehungskraft des Besuchermagneten reicht bis nach Sachsen-Anhalt, Thüringen, Bayern, Polen sowie nach Tschechien, woher mittlerweile zehn Prozent der Besucher kommen. 2024 war das bislang umsatzstärkste Jahr des Freizeitparks, der 83 Mitarbeiter und vier Auszubildende beschäftigt.
Künftig sollen neben Familien mit kleinen Kindern verstärkt auch Jugendliche und junge Erwachsene angesprochen werden. Bis zum 30-jährigen Parkjubiläum 2026 will die Freizeitpark Plohn GmbH ein weiteres Fahrgeschäft in Betrieb nehmen. Der bis zu 53 km/h schnelle »Multi Launch Water Coaster« des deutschen Herstellers »Mack Rides« kombiniert Hightech und Action mit Wasserspaß und Achterbahn. Mack Rides gehört der Familie Mack, die den größten Freizeitpark Deutschlands, den Europapark Rust in Baden-Württemberg, betreibt.
Diese Investition soll drei neue Vollzeitschaffen schaffen. Gleichzeitig ist der Bau einer Photovoltaikanlage geplant, die künftig 90 Prozent des Strombedarfs im Freizeitpark Plohn erzeugen wird. Der Freistaat Sachsen unterstützt die größte Einzelinvestition der Parkgeschichte (11,5 Mio. Euro) mit einem Zuschuss aus dem Programm GRW-RIGA in Höhe von 2,87 Mio. Euro.
Freiberg Instruments GmbH
Freiberg Instruments ist ein Weltmarktführer (»Hidden Champion«) für analytische Messtechnik mit Produkten, die ein breites Spektrum von Anwendungen in Bereichen/Industrien wie Halbleiter, Mikroelektronik, Photovoltaik, Dosimetrie, medizinische Forschung, Lumineszenz-Datierung, Röntgenbeugung und Materialforschung abdecken. Das Unternehmen arbeitet mit zahlreichen hochspezialisierten Zulieferern aus Sachsen zusammen.
Die Präzisionstechnik aus Freiberg kommt zum Beispiel bei der Altersdatierung zum Einsatz, die bis zu eine Million Jahre zurückverfolgt werden kann. Ein Anwendungsgebiet sind etwa Kolonialschätze und Kunstwerke, deren Echtheit festgestellt werden kann.
Die Hauptmärkte des 2005 quasi aus einer Garage entstandenen Unternehmens sind Europa, die USA und Fernost. 60 Prozent der Kunden kommen aus der Industrie, 40 Prozent aus der Wissenschaft. Freiberg Instruments rekrutiert seine Fachkräfte international. 25 bis 30 Prozent der rund 90 Beschäftigten haben einen ausländischen Hintergrund. So kommt der Vertriebschef aus Indien; auch geflüchtete Informatiker aus Syrien sind Teil des Teams.
Die bereits erweiterten vorhandenen Produktions- und Lagerflächen sind ausgelastet. Das Unternehmen plant daher den Bau einer weiteren klimatisierten Halle für Halbleiter-Produktionsanlagen. Des Weiteren soll u.a. in die Anschaffung von Messgeräten, Werkzeugen, einer CNC-Fräsmaschine inkl. Robotik, einer Wasserstrahlanlage und einer Photovoltaikanlage investiert werden. Die mit 1,87 Mio. Euro aus dem Programm GRW-RIGA geförderte Investition schafft die Grundlage, um auch künftig größere Aufträge annehmen zu können.
Hintergrund: Förderprogramm GRW
Die Gemeinschaftsaufgabe »Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur« (GRW) ist ein von Bund und Freistaat Sachsen gemeinsam finanziertes Programm zur Förderung gewerblicher Investitionen (GRW-RIGA) und wirtschaftsnaher Infrastruktur (GRW-Infra). Trotz der Unsicherheiten im gesamtwirtschaftlichen Umfeld ist 2024 die Investitionsbereitschaft bei Unternehmen und Kommunen relativ stabil geblieben. Förderschwerpunkte der wirtschaftsnahen Infrastruktur waren in diesem Jahr insbesondere die Erschließung von Gewerbegebieten und Investitionen in die touristische Infrastruktur. Auch wenn im Moment weder der Bundes- noch der Landeshaushalt 2025 beschlossen sind, können in beiden Programmen weiterhin Anträge gestellt werden.