In Sachsen werden die Fach- und Arbeitskräfte knapp. Bei den sächsischen Agenturen für Arbeit und den Jobcentern waren im Mai 2023 rund 39.500 freie Stellen gemeldet – 6.590 mehr als vor einem Jahr. Ob Industrie, Handwerk oder Gesundheitswesen – alle suchen nach Fach- und Arbeitskräften. Wie können Fachkräfte gewonnen und gehalten werden? Diese Frage diskutiert Sachsens Wirtschafts- und Arbeitsminister in der neuen Folge »Martin Dulig | Konkret« mit seinen Gästen.
Um auf Dauer Beschäftigte in Sachsens Unternehmen zu halten und neue zu gewinnen, braucht es neben guten Löhnen und guten Arbeitsbedingungen auch mehr Anstrengung, um das vorhandene Potenzial besser heben zu können, etwa durch passgenaue Qualifizierung. Doch all das wird nicht reichen – für viele Jobs brauchen wir mehr Menschen von außerhalb Sachsens.
Wie können Fachkräfte gewonnen und gehalten werden? Welche Rolle spielt die Gesellschaft? Wie müssen sich Unternehmenskulturen ändern? Was wird von der Politik erwartet? Diese und andere Fragen diskutiert der sächsische Wirtschafts- und Arbeitsminister in der Sendung »Martin Dulig I Konkret« mit Klaus-Peter Hansen, Vorsitzender der Geschäftsführung, Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit, Marion Oppermann, Niederlassungsleiterin Deutsche Post AG, Niederlassung Dresden und Stefan Jaksic, Inhaber J.7 hairstyling Dresden.
Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Dulig macht deutlich, dass die Hauptverantwortung für Arbeits- und Fachkräftegewinnung bei den Unternehmen liegt. »Zuständig für ihre Beschäftigten, sind die Unternehmen. Das heißt zuallererst, in die eigenen Leute zu investieren und die Reserven durch Qualifizierung zu nutzen«, so Dulig. Politik könne die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Menschen gezielt nach Deutschland kommen, um hier zu arbeiten oder eine Ausbildung zu absolvieren. »Die Rahmenbedingungen werden sich mit dem neuen Zuwanderungsgesetz verbessern. Wir wollen mit Regionen in der Welt zusammenarbeiten, die selbst ein Interesse daran haben, hier zu arbeiten. Wir wollen eine Win-Win-Situation schaffen. Wir wollen verstärkt mit Vietnam, Ägypten, Kirgisistan, einer Region in Indien und Brasilien zusammenarbeiten. Wir müssen aber auch realistisch sein: Nur ein Teil der Menschen wird bei uns bleiben. Das Gesetz ist das eine, aber insgesamt brauchen wir einen Kulturwandel und gute Strukturen.«
Klaus-Peter Hansen, Vorsitzender der Geschäftsführung, Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit: »Ich spreche gerne von temporärer Zuwanderung, weil die Menschen am Ende entscheiden, wo sie bleiben wollen. Es geht um mehr, als die Unterzeichnung eines Arbeitsvertrages. Wir alle müssen uns dieser Thematik stellen und offen sein für die Menschen, die zu uns kommen. Wir sind auf einem guten Weg. Derzeit arbeiten in Sachsen rund 123.000 Menschen mit einem ausländischen Pass. Das ist mehr als eine Verfünffachung in den letzten fünf Jahren. Wir haben einen einem Anteil von sieben Prozent, im Westen liegt der etwa bei 15 Prozent. Aber mit Blick auf die vergangenen Jahre sind wir auf der Überholspur.«
Marion Oppermann, Niederlassungsleiterin Deutsche Post AG, Niederlassung Dresden: »Digitalisierung und Automatisierung helfen uns schon, aber die Menschen arbeiten mit neuen Technologien zusammen, die Technologien ersetzen keine Menschen. Viele unserer Mitarbeiter kommen aus Polen und Tschechien, denn im Moment sind wir ein attraktiver Arbeitgeber. Noch können wir durch höhere Löhne konkurrieren, aber auch dort steigen die Löhne. Da wird die Zugehörigkeit zu einem Unternehmen, und das Gefühl, dass ich dazugehöre, immer wichtiger. Wir müssen eine echte Willkommenskultur leben. Wenn die Menschen merken, dass wir sie ernst nehmen, dass wir sie wertschätzen, dann bleiben sie auch bei uns.«
Friseurmeister Stefan Jaksic stellt fest: »Was sich im Laufe der Jahre geändert hat, ist das Verhältnis der Menschen zur Arbeit. Der Wert der Familie und generell der Freizeit ist gestiegen. Das ist nicht schlimm, man muss damit umgehen können.« Zurzeit hat Jaksic unter anderem Beschäftigte aus Syrien, dem Irak und der Slowakei: »Wenn der Mensch, die Persönlichkeit in mein Team passt, dann passt es. Mein Team entscheidet auch mit.« Gefragt nach einem Rat, sagt er: »Die eigenen Perspektive ändern. Man sitzt an einem Tisch, immer an derselben Seite. Sich umzusetzen hilft – es ist immer noch derselbe Tisch, aber der Blick ist ein anderer. Weniger Vorbehalte haben und sich öffnen.«
Die neue Ausgabe »Martin Dulig | Konkret« zeigt auch, wie s das Chemnitzer Traditionsunternehmen NILES-SIMMONS-HEGENSCHEIDT GmbH mit dem Thema umgeht. Weitere Einblicke lieferte Sachsens Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Dulig bei einem Thementag zu internationalen Fachkräften. Eine Zusammenfassung finden Sie im #ZUKUNFTblog des SMWA: »Wenn alle gewinnen – Internationale Fach- und Arbeitskräfte für Sachsen – #ZUKUNFTblog – sachsen.de«