Sachsen besitzt eine lange Tradition in der Papierherstellung und zählt bis heute zu den wichtigen Standorten für die deutsche Papierindustrie. Um gemeinsam über die Zukunft dieses Wirtschaftszweigs in Sachsen zu beraten, trafen sich am 29. Oktober Vertreter der Branche zum Tag der sächsischen Papierindustrie in Dresden. Die Diskussion begleitete auch der neue sächsische Wirtschaftsstaatssekretär Sebastian Scheel.
Papier ist trotz Digitalisierung nicht wegzudenken – ob als Geschenkpapier zu Feierlichkeiten, als Verpackung im Supermarkt oder als hochwertiges Spezialprodukt für die Industrie. Was im Alltag selbstverständlich wirkt, ist Ergebnis einer traditionsreichen und zugleich hochinnovativen Branche. Hinter jedem Blatt steckt eine komplexe Wertschöpfungskette von der Faseraufbereitung über die Blattbildung in der Papiermaschine bis hin zum Recyclingprozess.

»Die sächsische Papierindustrie vereint Tradition mit Zukunft und trägt erfolgreich durch Kreislaufwirtschaft zur Ressourcenschonung bei. Durch den Einsatz innovativer Produktionstechnologien bietet sie darüber hinaus anspruchsvolle und vielseitige Arbeitsplätze«, erklärte Staatssekretär Sebastian Scheel. »Damit das so bleibt, ist die Branche vor allem auf verlässliche und zukunftsorientierte Rahmenbedingungen und wettbewerbsfähige Energiekosten angewiesen. Unternehmen brauchen langfristige Planungssicherheit – nur dann ist der Wirtschaftsstandort Deutschland weiter attraktiv. Diese Voraussetzungen sind derzeit leider nicht im erforderlichen Maß gegeben.«
Nach Angaben des Verbands Nord- und Ostdeutscher Papierfabriken e. V. (VNOP) profitierten Anfang 2025 die sächsischen Papierfabriken entgegen dem bundesweiten Trend von einer Aufwärtsentwicklung der Papierproduktion. Diese Entwicklung setzte sich jedoch im weiteren Jahresverlauf nicht fort. Der Verband geht dennoch davon aus, dass die sächsischen Papierfabriken im Jahr 2025 die Umsatzmarke von einer Milliarde Euro erreichen können.
Unternehmensvertreter verdeutlichten im Gespräch, dass hohe Energiekosten, steigende Materialkosten sowie zunehmende Berichtsauflagen und wachsende Bürokratie die Wettbewerbsfähigkeit belasten. Zudem gehe die schlechte konjunkturelle Wirtschaftslage auch an Sachsens Papierfabriken nicht spurlos vorbei.
Heiko Zien, der Geschäftsführer der Heidenauer Geschäftsstelle des VNOP, betonte: »Die sächsische Papierindustrie ist ein hochspezialisierter und innovativer Industriezweig mit einem breiten Spektrum an technischen und Spezial-Papieren. Mit rund 2.800 Beschäftigten ist unsere Branche ein bedeutender regionaler Arbeitgeber im Freistaat Sachsen. Durch einen Altpapiereinsatz von etwa 85 Prozent leistet die Branche einen großen Beitrag zu nachhaltiger Wertschöpfung und einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft. Damit steht die sächsische Papierindustrie für verantwortungsbewusste Produktion und für Ressourceneffizienz – sie ist Teil der Lösung, nicht des Problems.«
Papierindustrie in Sachsen – Zahlen und Fakten

Einschließlich der Beschäftigten in den sächsischen Papierfabriken arbeiteten 2024 in Sachsen ca. 6.700 Menschen in der Papierwertschöpfungskette. Insgesamt 57 Unternehmen (mit mehr als 20 Mitarbeitern) erwirtschafteten einen Jahresumsatz von 1,65 Milliarden Euro. Das entspricht ca. zwei Prozent des Gesamtumsatzes des sächsischen Verarbeitenden Gewerbes.
Für Sachsen ist Papiertechnologie mehr als reine Produktion. Sachsen gilt in der Branche als wichtiger Standort für Forschung, Entwicklung und Innovation. Die deutsche Papierindustrie profitiert von den Kompetenzen an der Technischen Universität Dresden und der Papiertechnischen Stiftung in Heidenau. Innovationsprojekte zu energieeffizienten Herstellungsprozessen, Recyclingmethoden oder neuen Faserstoffen stärken die Branche über Sachsens Landesgrenzen hinaus. Papiertechnologen von morgen können in ihrer akademischen Ausbildung an der TU Dresden künftige Innovationen mitgestalten. Damit ist Sachsen bundesweit einer von nur noch drei Standorten, die die papiertechnologische Lehre an Universitäten ermöglicht. Der Bundesverband »Die Papierindustrie« hat das sächsische Potenzial erkannt und richtet an der TU Dresden eine Stiftungsprofessur ein, um Materialkreisläufe und Recycling im Verpackungssektor weiterzuentwickeln. Diese enge Verzahnung von Industrie und Wissenschaft macht Sachsen zu einem Innovationstreiber im nationalen und internationalen Vergleich.
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