In einer Zeit rasanter wirtschaftlicher Veränderungen ist es für Unternehmen zu einer der größten Herausforderungen geworden, Fach- und Arbeitskräfte zu gewinnen, zu qualifizieren und zu halten. Der sächsische Fachkräftegipfel in Chemnitz bot die Gelegenheit, sich auszutauschen, zu vernetzen und ganz praktisch zu erfahren, wie andere Unternehmen ihre Belegschaften motivieren und qualifizieren. Thema war auch, wie internationale Beschäftigte zum Erfolg sächsischer Unternehmen beitragen konnten und welche Unterstützungsangebote es in Sachsen rund um das Thema Fach- und Arbeitskräfte gab. Im Zentrum standen zwei Ansätze: potentielle Arbeitskräfte aktivieren und internationale Fachkräfte gewinnen. Die Veranstaltung war mit mehr als 200 Teilnehmenden ausgebucht.
Martin Dulig, Sächsischer Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr: »Wir müssen die ungenutzten Potentiale bei Arbeitskräften, über die wir hier im Land verfügen, noch besser nutzen. Dafür haben wir Instrumente geschaffen und unterstützen zum Beispiel mit ›TANDEM Sachsen‹ Familien bei der Überwindung von Langzeitarbeitslosigkeit. Die Fachkräfterichtlinie dient dazu, vor allem regionale Projekte zu fördern, mit denen der Fachkräftebedarf vor Ort gesichert wird. Damit ergänzen wir die Angebote der Agentur für Arbeit und der Job-Center. Mit der Richtlinie ›Berufliche Bildung‹ fördern wir individuelle berufliche Weiterbildung – und dieses Angebot wird gut angenommen. Ganz neu ist das ESF-Programm Fachkräftesicherungslotsen, mit dem wir Beratung für Unternehmen zur Gewinnung und Sicherung von Fachkräften anbieten.
Aber allein mit dem inländischen Potenzial werden wir die Lücken nicht schließen können. Sachsen benötigt Zuwanderung in den Arbeitsmarkt, insbesondere von Fachkräften.«
Es ist keinesfalls selbstverständlich, dass gut ausgebildete Menschen aus dem Ausland sich für Sachsen als Ziel entscheiden. Viele andere Industriestaaten, aber auch Bundesländer in Deutschland, werben um hochqualifizierte Fachkräfte, aber auch um Arbeitskräfte. Neben dem möglichen Einkommen und den Arbeitsbedingungen dürfte für potenzielle Zuwanderer auch maßgeblich sein, für wie offen sie die Gesellschaft halten und ob es bereits eine Community aus dem Heimatland gibt, die gute Erfahrungen gemacht hat.
Sachsen verzeichnet im Ländervergleich die höchste Beschäftigungsquote (66,9 Prozent der Einwohner zwischen 15 und 65 Jahren sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt). Die Zahl der Erwerbstätigen ist im vergangenen Monat erneut gestiegen (um rund 6.400 auf mehr als 2,07 Millionen).
Die Zahl der ausländischen Beschäftigten wächst: 131.300 Beschäftigte Sachsen haben eine ausländische Staatsangehörigkeit – das sind rund acht Prozent aller Beschäftigten (Bundesdurchschnitt 15 Prozent). Der Beschäftigungszuwachs in Sachsen wird fast ausschließlich durch ausländische Beschäftigte getragen – Zahl der inländischen Beschäftigten erhöhte sich 2023 nur ganz leicht um 0,2 Prozent – Zahl der Beschäftigten mit ausländischer Staatsangehörigkeit um reichlich elf Prozent.
Minister Dulig machte deutlich: »Wir müssen für die Gewinnung von Arbeits- und Fachkräften alle Kräfte mobilisieren. Funktionieren wird es nur, wenn sich alle Partner engagieren – allen voran Unternehmen und Gesellschaft. Mit der Fachkräfteallianz auf Landesebene und den regionalen Fachkräfteallianzen haben wir hier in den vergangenen Jahren schon viel erreicht. Diesen Weg werden wir auch in Zukunft konsequent weitergehen.«
Nach Angaben des Statistischen Landesamtes haben mehr als 1,64 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ihren Arbeitsplatz im Freistaat Sachsen (Stand Juni 2023). Ausgehend vom Renteneintritt mit 65 Jahren werden in den kommenden zehn Jahren rund 366.000 Beschäftigte (179.000 Männer und 187.000 Frauen) bzw. reichlich 22 Prozent der jetzt in Sachsen Tätigen diese Beschäftigung aufgeben (sozialversicherungspflichtig Beschäftigten die derzeit im Alter von 56+ sind).