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#ZUKUNFTblog

Schwung für die City: Was sich Freiberg vom »Grünen Peter« und der »Grünen Petra« erhofft

Schwung für die City: Was sich Freiberg vom »Grünen Peter« und der »Grünen Petra« erhofft

Freiberg (Landkreis Mittelsachsen) hat im Jahr 2022 den 19. sächsischen Innenstadtwettbewerb »Ab in die Mitte! Die City-Offensive Sachsen« gewonnen. Die rund 40.000 Einwohner zählende Silber- und Universitätsstadt erhielt vom Freistaat Sachsen für ihr Projekt »Der grüne Peter«, eine Begrünung der Fußgängerzone Petersstraße, ein Preisgeld in Höhe von 30.000 Euro. Der #ZUKUNFTblog hat mit City-Managerin Nicole Schimpke über dieses und weitere Vorhaben gesprochen.

#ZUKUNFTblog: Die Petersstraße stellte aus Sicht des Freiberger Stadtmarketings bisher lediglich eine »Fußgänger-Autobahn« dar. Welche Bedeutung hat das Projekt »Der grüne Peter« für die Innenstadtbelebung von Freiberg?

Nicole Schimpke: Mit dem »Grünen Peter« wollen wir einer drohenden Zunahme von Leerständen entgegenwirken, mehr Aufenthaltsqualität in der Petersstraße schaffen und somit die Verweildauer erhöhen. Der sächsische Innenstadtwettbewerb »Ab in die Mitte!« wird dafür als Baustein genutzt.

Der auf dieser Straße geplante Neubau des Welterbe-Besucherzentrums als neuer Besuchermagnet bildet die Grundlage für die innerstädtische Entwicklungsidee. Da sich das Freiberger Welterbe-Besucherzentrum zentral dem Thema Wasser in der Montanregion widmen wird, sollte dieses auch in der Fußgängerzone wiederzufinden sein. Eine Wasserrinne samt Quellstein soll Abkühlung an heißen Tagen schaffen und Kindern Spielmöglichkeiten offerieren. In Ergänzung werden geschwungene Sitzelemente sowie Stauden- und Gehölzpflanzungen gestellt. Punktuelle Spielpunkte mit bergbaulichem Bezug vollenden eine attraktive Fußgängerzone.

Die Stadtverwaltung Freiberg setzt mit der geplanten Revitalisierung der Petersstraße einen deutlichen Impuls für Gewerbetreibende, Immobilienbesitzer und Investoren. Denn eine belebte Innenstadt ist ein wichtiger Stützpfeiler für Ansiedlung, Wachstum und Entwicklung einer Stadt.

Freiberg punktete bereits 2021 beim City-Wettbewerb »Ab in die Mitte!«. Citymanagerin Nicole Schimpke nahm die Auszeichnung vom Künstler Michael Fischer-Art (l.) , der die Urkunde gestaltet hat, und dem sächsischen Wirtschaftsminister Martin Dulig entgegen. Bildrechte: »Ab in die Mitte!«

In welchem Stadium befindet sich das Vorhaben gerade?

Aktuell befasst sich das beauftragte Planungsbüro mit der Gestaltung des Welterbe-Besucherzentrums. Gerade erst hat sich der Stadtrat für eine Fassadenbegrünung bei der Außengestaltung entschieden. Der ausgewählte Entwurf trägt dabei den Titel »Grüne Petra«, in Anlehnung an unseren Wettbewerbsbetrag. Wir freuen uns, dass die Entwicklung der Petersstraße somit Hand in Hand läuft und es weckt Vorfreude auf das, was kommt. Weiterhin laufen die Planungen für die Instandsetzung der Polleranlage auf der Petersstraße, sodass die Fußgängerzone wieder ihre Funktion erfüllt. Somit werden gerade die Grundlagen für den »Grünen Peter« geschaffen.

Beim City-Wettbewerb »Ab in die Mitte!« hat Freiberg einen von zwei mit 30.000 Euro dotierten ersten Preisen gewonnen. Wie wurde oder wird das Preisgeld konkret eingesetzt?

Das Preisgeld wird für die Anschaffung der Sitzgelegenheiten und Begrünung genutzt.

Der stationäre Handel steht bundesweit vor Herausforderungen wie Online-Konkurrenz, Filialisierung, ungeklärte Unternehmensnachfolgen und inflationsbedingte Kaufzurückhaltung. Wie machen sich diese Einflüsse in Freiberg bemerkbar?

Trotz all der genannten Herausforderungen hatten wir in Freiberg im Jahr 2022 mehr Neueröffnungen als je zuvor, auch Unternehmensnachfolgen. Es war und ist immer noch eine sehr fordernde Zeit. Jedoch zeigen die inhabergeführten Geschäfte in unserer Stadt ganz deutlich,was für Vorteile sie gegenüber Onlinehändlern und Filialisten vor allen in Krisenzeiten haben. Sie kennen ihren Kundenstamm genau und können entsprechend reagieren und planen. Natürlich ist die inflationsbedingte Kaufzurückhaltung zu spüren. Aber mit einer hohen Kundenloyalität als Basis und viel Herzblut der Inhaber, welche für ihre Berufung brennen, wird auch diese Hürde genommen werden.

Welche Maßnahmen planen Sie als City-Managerin noch in diesem Jahr, um die Freiberger, Bewohner der umliegenden Kommunen und Touristen in das historische Stadtzentrum zu locken?

Natürlich planen wir gerade unseren nächsten Wettbewerbsbeitrag für »Ab in die Mitte!«, welcher darauf abzielt, die Innenstadt zu beleben und attraktiv zu gestalten. Außerdem läuft eine Umfrage zur Entwicklung der Freiberger Altstadt, bei welcher wir die Meinung der Einwohner und Besucher hören möchten. Die Erkenntnisse aus der Umfrageauswertung werden dann in zukünftige Projekte einfließen.

Was erhoffen Sie sich mittel- bis langfristig vom Welterbetitel für die Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří?

Der Welterbetitel in Kombination mit dem Welterbe-Besucherzentrum wird die Strahlkraft Freibergs erhöhen. Touristen sind ein unverzichtbarer Baustein für unseren Einzelhandel. Denn wir alle wissen, dass im Urlaub das Geld etwas lockerer sitzt. Insofern erhoffen wir uns eine Aufwärtsspirale, was die Entwicklung der Innenstadt angeht.

Scheckübergabe für den »Grünen Peter« mit Freibergs Oberbürgermeister Sven Krüger (vordere Reihe, 2. von rechts). Bildrechte: Christian Möls

Wie die Jury die Preisvergabe begründete

Mit dem Projekt »Der grüne Peter« will die Preisträgerstadt einen wichtigen Bestandteil der Fußgängerzone in der unmittelbaren Innenstadt beleben und begrünen und somit einen neuen, attraktiven Aufenthaltsraum in der Innenstadt schaffen. Die Petersstraße gilt als das Einfallstor zur Innenstadt und obwohl der breite Boulevard ausreichend Platz und Sonne bis in die Abendstunden bietet, stellt er für Innenstadtbesucher derzeit lediglich eine »Fußgänger-Autobahn« dar. Mit Verleihung des Welterbetitels für die »Montanregion Erzgebirge/Krusnohori«, deren Bestandteil die zu ehrende Stadt ist, soll das Welterbe-Besucherzentrum als Besuchermagnet gezielt Einheimische und Touristen in die Petersstraße ziehen.
Eine ansprechende Begrünung der Straße durch Stauden und Naschsträucher, verspielte Sitzmöbel und die Auseinandersetzung mit dem Thema »Wasser in der Stadt« sollen so einen neuen Lebensraum und gleichzeitig eine attraktive Einkaufslage schaffen.
Ein Gewinn für die »Montanregion Erzgebirge/Krusnohori«, so die Jury.

»Was wir brauchen, ist ein neuer Mix aus Wohnen, Kultur, Freizeit, Erlebnis, Mobilität und Einzelhandel. Und vor allem brauchen wir den Mut, Neues in unseren Zentren auszuprobieren.«

Thomas Kralinski, Sächsischer Staatssekretär für Wirtschaft und Arbeit

Bilanz des 19. Innenstadt-Wettbewerbs »Ab in die Mitte!«

Der Freistaat Sachsen hat den City-Wettbewerb auch 2022 mit zusätzlichen Mitteln unterstützt. Ausgelobt waren Preisgelder in Höhe von insgesamt 300.000 Euro. Das Jahresmotto lautete »Kreativ aus der Krise – Innenstadt neu denken!« Die Schirmherrschaft, die jährlich zwischen dem Wirtschaftsministerium (SMWA) und dem Regionalentwicklungsministerium (SMR) wechselt, lag beim SMWA.

»Unser Ziel sind lebendige und lebenswerte Innenstädte, wo sich Menschen treffen, einkaufen, arbeiten, was erleben – schlicht: wo der Bär steppt. Wie wichtig das ist, zeigt die große Resonanz auf die City-Offensive. 34 Bewerbungen aus 33 Städten und Gemeinden sind eingegangen«, sagte Staatssekretär Thomas Kralinski zur Abschlussveranstaltung in Leipzig und betonte: »Viele der ausgezeichneten Projekte beschäftigen sich mit den großen Herausforderungen unserer Zeit, wie den Folgen der Corona-Pandemie, Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Digitalisierung und moderne Mobilität. Das zeugt von weitsichtigem Denken in Sachsens Kommunen. Was wir brauchen, ist ein neuer Mix aus Wohnen, Kultur, Freizeit, Erlebnis, Mobilität und Einzelhandel. Und vor allem brauchen wir den Mut, Neues in unseren Zentren auszuprobieren.«

Ein weiterer mit 30.000 Euro dotierter erster Preis ging nach Oederan für das Projekt »Ernährung neu gedacht – Essbare Wildpflanzen in der Stadt«. Die jeweils mit 20.000 Euro dotierten zweiten Plätze belegten Görlitz, Grimma, Hohnstein und Niesky. Jeweils 12.000 Euro erhielten die Drittplatzierten Auerbach/Vogtland, Bernstadt auf dem Eigen, Burgstädt, Chemnitz, Hoyerswerda, Meißen, Mittweida und Torgau. Anerkennungspreise (jeweils 5.000 Euro) vergab die Jury an Dresden, Eilenburg, Flöha, Kamenz, Lengenfeld, Mulda, Pockau-Lengefeld, Reichenbach im Vogtland, Rodewisch, Sebnitz, Stollberg/Erzgebirge und Zittau.

Chemnitz konnte sich für sein Projekt »Augmented Reality – Erlebnisse für die Chemnitzer Innenstadt« zusätzlich über den vom sächsischen Wirtschaftsministerium gestifteten Sonderpreis »Einzelhandel« (10.000 Euro) freuen. Eine App soll mit digitalen Anreizen (»erweiterte Realität«) potenzielle Kunden in die City locken und auch in weniger frequentierte Lagen lotsen.

Darüber hinaus haben verschiedene Sponsoren Sonderpreise für die Projekte aus Auerbach, Oederan und Reichenbach (Kategorie »Blühendes Zentrum«), Bernstadt (Kategorie »Nachhaltige Stadtentwicklung«) und Mittweida (Kategorie »Licht«) gestiftet.

Die Preisverleihung des diesjährigen Wettbewerbs wird am 14. November 2023 in Meißen stattfinden.


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