Das sächsische Wirtschaftsministerium hat die Broschüre »Standort Sachsen im Vergleich mit anderen Regionen 2022« veröffentlicht. Sie zeigt in deutscher und englischer Sprache auf fast 80 Seiten in über 100 Tabellen, Diagrammen und Landkarten den Entwicklungsstand Sachsens im deutschen und europäischen Vergleich. Dargestellt werden die gesamtwirtschaftliche Entwicklung, der Arbeitsmarkt, die sektorale Entwicklung und regionale Struktur, Mittelstand, Forschung und Entwicklung, Verkehr und Energie, Außenwirtschaft und öffentliche Finanzen. Der #ZUKUNFTblog fasst die wesentlichen Ergebnisse zusammen.
Der Freistaat Sachsen – attraktiv zum Studieren, Leben und Arbeiten
Sachsens Bevölkerungszahl ist 2021 gegen über dem Vorjahr zwar etwas zurückgegangen. Insbesondere der im elften Jahr in Folge positive Saldo aus Zu- und Fortzügen zeugt jedoch von der Attraktivität des Freistaates Sachsen als Wohn- und Lebensort. Dies zeigt, dass Sachsen für alle Altersgruppen attraktiv ist – als Lern- oder Studienort, aber auch als Lebensort für junge Familien, für Berufstätige und Senioren.
Wohlstand und Einkommen steigen kontinuierlich
Der Freistaat Sachsen erzielt mit einem kaufkraftgewichteten Bruttoinlandsprodukt von 28.300 Euro je Einwohner 95 Prozent des EU-Durchschnitts. Damit liegt Sachsen weiterhin im Spitzenfeld der mittel- und osteuropäischen Staaten.
Im deutschen Vergleich liegt Sachsen beim Bruttoinlandsprodukt je Einwohner mit 77,4 Prozent des gesamtdeutschen Durchschnitts in erkennbarem Abstand vor den anderen ostdeutschen Flächenländern, die zwischen 71,5 und rund 72,3 Prozent erreichen. Mit einem preisbereinigten Wachstum je Einwohner von über 16 Prozent seit 2010 erzielte Sachsen gemeinsam mit Thüringen den besten Wert und liegt deutlich über dem Bundesdurchschnitt von knapp 10 Prozent.
Auch die sächsische Industrie verzeichnet ein kräftiges Wachstum. Im Jahr 2021 verzeichnete Sachsen mit 7,8 Prozent nach Rheinland-Pfalz den zweitstärksten Anstieg der Bruttowertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe. Seit dem Jahr 2010 betrug der preisbereinigte Zuwachs in diesem Sektor knapp 26 Prozent. Auch dies ist im Vergleich der deutschen Bundesländer der zweithöchste Wert. Der gesamtdeutsche Schnitt erreichte nur ein Wachstum von etwa 14 Prozent.
Die verfügbaren Einkommen je Einwohner sind mit einem Plus von 2,1 Prozent im Jahr 2020 in Sachsen erneut überdurchschnittlich gewachsen und erreichen inzwischen über 90 Prozent des deutschen Durchschnitts.
Beschäftigung wächst weiter, Arbeitslosenquote erreicht Bestwerte
Die Erfolge im wirtschaftlichen Aufbauprozess spiegeln sich auch am Arbeitsmarkt wider. Die Arbeitsplatzdichte ist mit 508 Erwerbstätigen je 1.000 Einwohner mit Abstand die höchste der ostdeutschen Flächenländer.
Die sächsische Arbeitslosenquote ist seit dem Jahr 2010 von 11,8 auf 5,9 Prozent in 2021 zurückgegangen. Der Abstand zum gesamtdeutschen Durchschnitt von 5,7 Prozent ist gegenüber dem Vorjahr gleichgeblieben und beträgt 0,2 Prozent punkte. Im Durchschnitt der neuen Länder sank die Quote lediglich von 12,0 auf 7,1 Prozent.
Auch im europaweiten Vergleich war die Arbeitsmarktsituation im Freistaat Sachsen hervorragend. So lag die Arbeitslosenquote nach EU-Abgrenzung mit 3,3 Prozent bereits im elften Jahr in Folge deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 7 Prozent.
Die Regionen spiegeln Sachsens Vielfalt
Die unterschiedlichen Stärken der sächsischen Regionen spiegeln sich in den Kennzahlen. So ist die Bevölkerung in der Stadt Leipzig am stärksten gewachsen, mit einem Anstieg der Bevölkerung von über 18 Prozent seit dem Jahr 2011. Die größte Wirtschaftskraft je Einwohner erreichte dagegen Dresden mit 41.809 Euro. Die höchsten Bruttolöhne und -gehälter sind in den Städten Dresden mit 36.392 Euro und Leipzig mit 35.472 Euro zu verzeichnen. Die größte Beschäftigtendichte bezogen auf sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Verhältnis zur Einwohnerzahl erreichten die Stadt Dresden, die Stadt Leipzig und der Kreis Nordsachsen. Die niedrigste Arbeitslosenquote weisen der Erzgebirgskreis mit 4,5 Prozent sowie die Kreise Zwickau mit 4,6 Prozent und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mit 4,8 Prozent aus. Der Kreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge verzeichnet zudem mit großem Abstand die höchste Tourismusintensität mit über 7.372 Übernachtungen je 1.000 Einwohner.
Sächsischer Mittelstand mit zentraler Bedeutung für Sachsens Wirtschaft
Der Mittelstand spielt eine zentrale Rolle innerhalb der sächsischen Wirtschaft. Von den rund 133.000 Betrieben verfügen etwa 95 Prozent über weniger als 50 Beschäftigte. Fast 72 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten verdienen ihr Einkommen in kleinen und mittleren Betrieben mit weniger als 250 Beschäftigten. Kleine und mittlere Unternehmen, also solche mit einem Umsatz von bis zu 50 Millionen Euro, generieren 61 Prozent des landesweiten Umsatzes. Der Mittelstand bildet damit das Rückgrat der sächsischen Wirtschaft. Er ist der wichtigste Arbeitgeber und Ausbilder.
Das Handwerk hat mit 56.335 Betrieben einen starken Anteil in den verschiedenen Branchen im Verarbeitenden Gewerbe, der Bauwirtschaft sowie bei Handel und Dienstleistungen. Dabei ist die Handwerksdichte in Sachsen außergewöhnlich hoch: mit 13,9 Betrieben pro 1.000 Einwohner liegt sie klar über dem deutschen Durchschnitt von 12,4 Betrieben pro 1.000 Einwohner und zugleich an vierter Stelle aller Bundesländer.
Sachsens Exporte trotz Corona auf hohem Niveau
Die hohe Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der sächsischen Wirtschaft lässt sich an der anhaltend hohen Exportquote festmachen. Diese lag für Sachsen bei über 33 Prozent und damit deutlich über dem Schnitt der anderen neuen Länder mit rund 23 Prozent. Trotz der noch andauernden Corona-Pandemie ist gegenüber dem Vorjahr ein Plus von rund 22 Prozent zu verzeichnen. Auch die Einfuhren sind gegenüber dem Vorjahr um 19,8 Prozent gestiegen.
Den sächsischen Unternehmen ist es dabei gelungen, erfolgreich neue Märkte zu erschließen. Nahmen die Ausfuhren nach Asien im Jahr 2000 am Gesamtexport noch einen Anteil von rund 13 Prozent ein, stieg dieser zuletzt auf rund 29 Prozent. Mit einem Anteil von rund 57 Prozent ist Europa allerdings weiterhin die wichtigste Zielregion sächsischer Exporte.
Der Handel mit den unmittelbaren Nachbarn leistet dafür einen gewichtigen Beitrag. Die Tschechische Republik steht bei den Einfuhren mit rund 5,3 Milliarden Euro mit Abstand an erster Stelle und ist insgesamt wichtigster Handelspartner. Polen liegt hier auf Rang 2, mit einem ausgewogenen Verhältnis von Aus fuhren mit 2,2 Milliarden Euro und Einfuhren mit rund 2,9 Milliarden Euro.
Seit dem Jahr 2010 sind die Exporte um rund 82 Prozent gestiegen. In der Folge hat sich der Anteil der Exporte am Bruttoinlandsprodukt auf über 33 Prozent erhöht. Das ist der sechsthöchste Wert unter allen Bundesländern.
Leistungsfähige sächsische Forschung und Entwicklung
Von zentraler Bedeutung für die Entwicklung des Standortes Sachsen sind Forschung und Entwicklung. Der Anteil der FuE-Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt liegt bei 3,0 Prozent. Damit erreicht Sachsen Rang sieben unter allen Bundesländern. Rund 33.200 Personen waren im Jahr 2020 im Bereich Forschung und Entwicklung in Sachsen tätig. Davon arbeiten etwa 14.400 in den FuE betreibenden Unternehmen in Sachsen. Damit erreicht Sachsen einen Anteil von knapp der Hälfte aller FuE-Beschäftigen der neuen Flächenländer.
Infrastruktur wird ausgebaut
Die gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur bietet die Voraussetzung für die Mobilität der Menschen und den Gütertransport. Die sächsische Straßennetzdichte liegt sowohl flächen- als auch einwohnerbezogen deutlich über dem gesamtdeutschen Durchschnitt.
Der gegenüber dem Vorjahr zurückgegangene grenzüberschreitende allgemeine Straßenverkehr spiegelt wider, dass wir uns noch immer in der Corona-Pandemie befinden.
Ein gänzlich anderes Bild zeigt sich allerdings im Frachtverkehr. So ist die Zahl der LKW im grenzüberschreitenden Verkehr mit Polen gegenüber 2020 um 16,4 Prozent gestiegen. Dieses Bild wiederholt sich bei den anderen Verkehrsträgern. So hat der schienengebundene Güterverkehr gegenüber 2020 trotz der Corona-Pandemie um gut 4,5 Prozent, der Luftfrachtverkehr sogar um über 15 Prozent zugenommen. Dabei entfallen die in den neuen Ländern auf dem Luftweg beförderten Güter fast vollständig auf Sachsen, bezogen auf Deutschland sind es fast ein Drittel. Das zeigt die enge wirtschaftliche Verflechtung Sachsens mit seinen Nachbarn und die damit verbundene größere Resilienz der sächsischen Wirtschaft.
Auch in Bezug auf die Verfügbarkeit und Leistungsfähigkeit der Breitbandversorgung ist Sachsen sehr gut aufgestellt. Insbesondere bei der vor allem für Unternehmen im EDV-Bereich wichtigen Versorgung mit Glasfaser belegt Sachsen im Vergleich aller deutschen Länder den dritten Platz und liegt deutlich über dem deutschen Durchschnitt.
Hohe Investitionsquote
Der Freistaat Sachsen hat auch im Jahr 2021 seine Haushaltsmittel zu einem hohen Anteil für Investitionen verwendet. Die Investitionsquote beträgt 14,1 Prozent. Die alten Flächenländer investieren lediglich 8,7 Prozent ihrer Haushaltsmittel. Gleichzeitig verzeichnet Sachsen im Ländervergleich eine herausragend niedrige Verschuldung. Sachsen stellt damit die richtigen Weichen für die Zukunft: eine solide Haushaltsführung sorgt für größere Handlungsspielräume.