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Das macht Schule: Vier sächsische Schülergenossenschaften im Porträt

Das macht Schule: Vier sächsische Schülergenossenschaften im Porträt

Der Freistaat Sachsen fördert junges Unternehmertum in Schülergenossenschaften und setzt die seit 2019 erfolgreich bestehende Kooperation mit dem Genossenschaftsverband – Verband der Regionen bis Ende 2026 fort. Eine entsprechende Vereinbarung hat der Schirmherr, Sachsens Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Dulig, mit dem Verband, der Träger des Projektes »Schülergenossenschaften: nachhaltig wirtschaften – solidarisch handeln« ist, getroffen. Der ZUKUNFTblog stellt vier eingetragene Schülergenossenschaften (eSG) aus Bad Düben, Borsdorf, Chemnitz und Plauen vor.

Der Genossenschaftsverband – Verband der Regionen e. V. betreut zurzeit rund 125 Schülergenossenschaften in sechs Bundesländern, darunter auch in Sachsen. Der Verband führt unter anderem die Gründungsprüfung wie auch die jährliche Prüfung der Schülergenossenschaften durch. Vor Ort unterstützt jeweils eine Partnergenossenschaft, wie beispielsweise eine Volksbank, vor allem bei wirtschaftlichen und genossenschaftlichen Fragen.

Mitmachen können Schülergruppen der Jahrgangsstufen 7 bis 13 aller weiterführenden Schulformen. Sie handeln bei der Gründung sowie im laufenden Geschäftsbetrieb ihrer Schülergenossenschaften so selbstständig wie möglich und werden dabei immer von Lehrern und Projektpartnern unterstützt. Im Rahmen dieser Schulprojekte entwickeln die jungen Menschen eigene Geschäftsideen und Organisationsstrukturen und bieten ihre Produkte und Dienstleistungen im Schulumfeld an.

EcoActionS: Nachhaltige Projekte, die Spaß machen

Nachhaltigkeit ist Programm: Die Schülerinnen und Schüler schmelzen die Wachsreste von Weihnachtskerzen ein und produzieren daraus neue Osterkerzen. (Bildrechte: EcoActions eSG)

EcoActions – so heißt die Schülergenossenschaft am Chemnitzer Dr.- Wilhelm-André-Gymnasium, die für mehr Umweltbewusstsein im Schulalltag sorgen will. Vorstandsvorsitzender Lennart Hartmann, der Schüler der Klasse 12 ist, erklärt: »Wir sind Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren und wollen für unsere Mitschüler*innen eine Möglichkeit bieten, sich zu organisieren, Veranstaltungen zu planen und dabei vor allem die Themen Nachhaltigkeit, ökologisches Bewusstsein und Spaß zusammen zu bringen.« 

Die Schülergenossenschaft hat sich dabei hohe Ziele gesteckt:  Sie verfolgt nicht nur die Absicht, das Gymnasium zu einem kulturellen und sozialen Treffpunkt der Stadt zu machen, sondern will auch dazu beitragen, dass das Gymnasium nach dem Programm der UNESCO als »Klimaschule« ausgezeichnet wird. Deshalb plant sie weitere umweltbewusste Projekte wie einen Ökomarkt an der Schule. Für diesen wollen die Schülerinnen und Schüler selbst Bio-Backwaren wie Brötchen, Plätzchen und Kuchen herstellen und sie in den Pausen verkaufen. »Es geht darum, unseren Mitschüler*innen und Lehrer*innen zu zeigen, dass es gar nicht so schwer ist, nachhaltiger zu leben. Außerdem muss es auch gar nicht viel teurer sein, fair trade und ökologisch zu konsumieren«, so der Vize-Vorstandschef von EcoActionS, Pepe Riedel, aus der Klasse 9.

Nachhaltig und vor allem gleichberechtigt-solidarisch wollten sich die Jugendlichen auch bei dem Modell für ihre Schülerfirma aufstellen und organisierten sich deshalb genossenschaftlich. Der Vorstandsvorsitzende Lennart Hartmann: »So gelingt es uns am besten, demokratisches und nachhaltiges mit dem unternehmerischen Denken zu verknüpfen. Außerdem hat uns die Gemeinschaftlichkeit, die eine Genossenschaft besonders auszeichnet, sehr angesprochen.«

Die selbstgebackenen Plätzchen sind der Renner beim Weihnachtsbasar der Schule. (Bildrechte: EcoActions eSG)

Beim Aufbau und der Entwicklung der Genossenschaft wurden die jungen Menschen besonders auch von ihrer Partnergenossenschaft, der Volksbank Chemnitz, sowie dem Genossenschaftsverband – Verband der Regionen e.V. unterstützt. In ihrer Schülergenossenschaft haben die Jugendlichen viele Aufgaben übernommen, mit denen sich insbesondere die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe schon auf ihre Berufswahl vorbereiten: So üben sie sich unter anderem als Moderator*innen, Eventmanager*innen, Buchhalter*innen, Techniker*innen und Personalverantwortliche. Inzwischen hat die Schülergenossenschaft EcoActionS 21 Mitglieder, darunter auch Lehrende, Eltern und Vertreter der Volksbank Chemnitz.

»In Schülergenossenschaften erwerben junge Menschen wichtige Kompetenzen für das Berufsleben, aber auch für das verantwortungsbewusste und demokratische Handeln in unserer Gesellschaft. So lernen sie gemeinschaftlich, solidarisch und innovativ zu denken und zu wirtschaften. Das wollen wir weiter befördern und unterstützen deshalb das Projekt Schülergenossenschaften gern auch in den kommenden Jahren.«

Schirmherr Martin Dulig, Sächsischer Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr

Lessings Notenretter: Nachhilfe für Schülerinnen und Schüler in Plauen

Bei der Schülergenossenschaft »Lessings Notenretter« am Lessing-Gymnasium in Plauen (Vogtlandkreis) ist der Name Programm. Das 2017 gegründete Projekt will Mitschülerinnen und -schülern helfen, mehr Freude am Lernen zu finden, die Schulnoten zu verbessern und den Unterrichtsstoff besser zu verstehen. Die Jugendlichen ab der 8. Klasse bieten deshalb Nachhilfe in den unterschiedlichsten Fächern – von Mathematik bis Deutsch – an. Dies geschieht im Einzel- oder Gruppenunterricht.

Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten: Der Nachhilfeunterricht von Lessings Notenrettern. (Bildrechte: Lessings Notenretter eSG)

Das Angebot der Schülergenossenschaft kommt so gut an, dass sie 2020 mit dem Sächsischen Schulpreis ausgezeichnet wurde. »Das Angebot ist eine Win-Win-Situation für beide Seiten«, sagt die damalige Betreuungslehrerin Steffi Weiß. »Die Schüler*innen, die Nachhilfe geben, unsere Mentor*innen, können so lernen, ihr Wissen zu teilen. Die Schüler*innen, die Nachhilfe erhalten, verbessern ihre Noten und haben mehr Erfolgserlebnisse in ihrem Schulalltag.«

Seit der Gründung der Genossenschaft haben ca. 150 Nachhilfesuchende am Einzel- oder Gruppenunterricht teilgenommen. 80 Jugendliche ab der 5. Klasse haben sich als Mentorinnen und Mentoren zur Verfügung gestellt.  

Lessings Notenretter war vor fünf Jahren die erste Schülerfirma in Sachsen, die sich bewusst zusammen mit ihren betreuenden Lehrerinnen und Lehrern für das genossenschaftliche Modell entschieden hat. Gründe waren vor allem die demokratischen Mitbestimmungs- und Teilhabemöglichkeiten. Die Schülergenossenschaft macht es jungen Menschen darüber hinaus möglich, im geschützten Raum der Schule zu trainieren, unternehmerisch zu denken und zu handeln und so Einblicke in den beruflichen Alltag zu erhalten. Dem Aufsichtsrat gehören Lehrer, Schüler, Eltern und ein Vertreter der Partnergenossenschaft, der Volksbank Vogtland-Saale-Orla eG, an.  Um Mitglied und damit auch Anteilseigner zu werden, kann jeder und jede Interessierte bis zu drei Anteile im Wert von je zehn Euro kaufen. Inzwischen hat die Schülergenossenschaft 40 Mitglieder.

Freie Gründer Borsdorf: Limonade und Tee aus dem eigenen Schülercafé

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Quelle: Youtube

In der Unterrichtspause mit Freunden chillen und dabei gemütlich frühstücken: Das können die Schülerinnen und Schüler des Freien Gymnasiums Borsdorf im Landkreis Leipzig. Seit 2019 betreibt die Schülergenossenschaft »Freie Gründer Borsdorfs« auf dem Schulgelände ein eigenes Café mit dem Namen »Borsiotheke«, dass sich zum beliebten Treffpunkt der Schule entwickelt hat. Hinter dem Verkaufstresen stehen in den Pausen Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 bis 12. Mit großem Einsatz verkaufen sie belegte Brötchen, Limonade und Kaffee an ihre Mitschülerinnen und Mitschüler sowie die Lehrenden, die dort auf Sofas und an Tischen ihre Pausen oder Freistunden verbringen können. Darüber hinaus organisiert die Schülergenossenschaft den Einkauf, den Verkauf, den Personaleinsatz, das Marketing sowie die Abrechnung und Buchhaltung für das Café.

Dieses wirtschaftliche Handeln unter pädagogischer Begleitung soll das unternehmerische Interesse der Schülerinnnen und Schüler wecken. Deshalb nehmen die jungen Menschen auch an Fortbildungen teil, um auf den unterschiedlichsten wirtschaftlichen Feldern, wie etwa Buchhaltung, Know-how aufzubauen. Die Schülergenossenschaft, die inzwischen knapp 100 Mitglieder hat und tatkräftig vom Förderverein des Gymnasiums unterstützt wird, soll dabei den Schülern einen schulischen Lernort bieten, der sie in ihrer beruflichen und persönlichen Entwicklung fördert und fordert. Als realitätsnah geführtes Unternehmen bietet die Schülergenossenschaft den Lernenden dabei die Möglichkeit, praktische Lernerfolge zu erzielen und mit Expertinnen und Experten aus den unterschiedlichsten Genossenschaften zusammenzuarbeiten. Neben dem Café werden zudem weitere Bereiche innerhalb der Schülergenossenschaft unternehmerisch erschlossen, die den Bildungszielen für nachhaltige Entwicklung entsprechen, zum Beispiel im Bereich Klimaschutz.

Durch die Unterstützung von Unternehmerideen, die auch nach der Schulzeit weiter verfolgt werden können, sowie durch eine enge Kooperation mit der Gemeinde Borsdorf wirkt die Schülergenossenschaft auch über die Schule hinaus in die Region.

»Naturkultour«: Stadtführungen im Kurort Bad Düben

Was haben der schwedische König Gustav-Adolf oder Feldherr Napoleon mit der sächsischen Kurstadt Bad Düben (Landkreis Nordsachsen) zu tun? Spannende Antworten auf diese Frage geben die jungen Städteguides der Schülergenossenschaft Naturkultour. Die Schüler*innen der 8. und 9. Klasse des Evangelischen Schulzentrums bieten vier geführte und vier digitale Touren durch ihre Heimatstadt oder die Highlights ihrer Region Dübener Heide an.

Die Schülergenossenschaft war 2021 gegründet worden. Zuvor hatten sich die 42 Schülerinnen im Rahmen ihres ökologisch-ökonomischen Unterrichts monatelang mit dem genossenschaftlichen Modell sowie der Gründung einer Schülergenossenschaft auseinandergesetzt. Dabei wurden sie von ihrem Betreuungslehrer Udo Reiss sowie dem Genossenschaftsverband – Verband der Regionen wie auch ihrer Partnergenossenschaft Volksbank Delitzsch eG angeleitet und betreut. »Hier lernen meine Schüler*innen, worum es wirklich geht im Leben. Sie lernen für das Leben und verwandeln vielfältige Potenziale und Begabungen in einen gemeinsamen Erfolg«, so Reiss.

In der Schülergenossenschaft arbeiten die jungen Menschen nun in den unterschiedlichsten Bereichen zusammen. Gemeinsam haben sie die Städteführungen konzipiert, arbeiten als Tourguides, beschäftigen sich mit Finanzen, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit sowie mit Gastronomie und Logistik. Lucy Tischler ist Städteführerin und eine der zwei Geschäftsführer*innen. Sie sieht ihre Aufgaben in der Schülergenossenschaft als eine gute Zukunftschance: »Für mich ist es eine ideale Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen und mich ein Stück weit auszuprobieren.«

Texte: Genossenschaftsverband – Verband der Regionen, Schülergenossenschaften


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