Zehn usbekische Schüler haben ihre Herbstferien genutzt, um sich über unser Ausbildungssystem und ganz besonders über industrielle Metallberufe zu informieren. Dafür konnten sie sich im Rahmen des Herbstcampus bei Betrieben in Westsachsen ausprobieren und erfahren, was hinter den jeweiligen Berufsbildern steckt. Der Herbstcampus ist ein Pilotprojekt, das im Auftrag des sächsischen Wirtschaftsministeriums (SMWA) vom Bildungswerk der Sächsischen Wirtschaft (bsw) gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung Sachsen (WFS) umgesetzt wird.
Usbekistan – Fehlende Perspektive für junge Menschen trotz guter Schulbildung
Usbekistan weckt bei den meisten Menschen Assoziationen wie beeindruckende orientalische Architektur, die Seidenstraße oder exotische Oasenstädte. Das mit 36 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichste Land Mittelasiens ist ein junges Land und großer Befürworter des dualen Ausbildungssystems nach deutschem Vorbild, das seit 2022 flächendeckend eingeführt wird. Trotz einer positiven Konjunkturentwicklung kann Usbekistan den rund 700.000 jungen Menschen, die jährlich die Schule abschließen, nicht genügend Ausbildungs- bzw. Arbeitsplätze anbieten. Nicht wenige entscheiden sich deshalb für eine Ausbildung, ein Studium oder eine Weiterbildung im Ausland. Deutschland gehört dabei mit Abstand zu den attraktivsten Zielen. Das möchte Sachsen nutzen.
Denn Sachsens Wirtschaft benötigt Fach- und Arbeitskräfte, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Die Ausbildung von Jugendlichen spielt dabei eine besonders große Rolle, schließlich sind sie die Fachkräfte von morgen. Inzwischen bleiben in vielen Branchen Ausbildungsplätze unbesetzt und nur durch die Weiterbildung von branchenfremden Fachkräften oder Menschen ohne Arbeit kann die Lücke nicht geschlossen werden. Deshalb suchen sächsische Unternehmen auch im Ausland nach potenziellem Nachwuchs. Gerade kleine Unternehmen benötigen auf diesem neuen Weg jedoch Unterstützung.
Herbstcampus bietet Chance
Dazu zählt der Herbstcampus, für den vom 4. bis 13. November zehn usbekische Schüler zum Berufsorientierungscamp mit dem Schwerpunkt »gewerblich-technischer Bereich« nach Sachsen kamen. Die Jugendlichen im Alter von 16 bis 18 Jahren hatten die Möglichkeit, nicht nur einzelne Unternehmen kennenzulernen, sondern auch verschiedene Tätigkeiten und Fähigkeiten auszuprobieren, die für zukünftige Berufe wichtig sind. Dazu gehörten zum Beispiel das Schweißen, die Arbeit mit CNC-Maschinen oder der Umgang mit Robotik. Hilfreich ist, dass die Jugendlichen Deutsch lernen und sich bereits gut verständigen können. Einige von ihnen wollen im kommenden Jahr eine Ausbildung in Sachsen beginnen. Zurück in ihrem Heimatland werden sie als Multiplikatoren wirken. Auf extra organisierten Veranstaltungen werden sie ihre Eindrücke schildern und für eine Ausbildung in Sachsen werben, um weitere Interessenten zu gewinnen.
Sachsens Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Dulig: »Usbekistan bietet ein großes Potenzial für unsere Ausbildungsbetriebe und auch das Interesse der sächsischen Unternehmen an Auszubildenden und Fachkräften aus Usbekistan ist groß. Wenn wir es klug anpacken, kann es ein Gewinn für beide Seiten werden. Die sächsischen Betriebe finden Nachwuchs und junge Menschen, die in Usbekistan keinen Ausbildungsplatz oder keine sichere Arbeit bekommen, erhalten bei uns eine langfristige Perspektive.«
Der Herbstcampus ist ein Folgeprojekt, das aus einer Rekrutierungsreise nach Usbekistan entstand. Diese fand im Auftrag des Wirtschaftsministeriums im Mai 2024 statt. Die Reise wurde organisiert von der WFS und hatte zum Ziel, Sachsen und seine Ausbildungsunternehmen bei usbekischen Schülerinnen und Schülern bekannt zu machen und Interesse für eine duale Ausbildung in Sachsen zu wecken.
Wirtschaftsminister Martin Dulig machte deutlich: »Für die Rekrutierung von Auszubildenden im Ausland brauchen alle Beteiligten einen langen Atem. Das ist in vielen Hinsichten Neuland. Dazu benötigen gerade kleine Unternehmen Unterstützung durch Brücken ins Ausland und natürlich durch effiziente und transparente Verwaltungsprozesse.«