Hauptinhalt

#ZUKUNFTblog

»Für uns als KMU sind politisch begleitete Auslandsreisen Gold wert«

»Für uns als KMU sind politisch begleitete Auslandsreisen Gold wert«

Politische Begleitung kann – v. a. in neu zu erschließenden und Wachstumsmärkten – ein effektiver Türöffner sein. Dabei werden zum einen auf politischer Ebene Kontakte geknüpft, die in vielen Staaten der Welt erforderlich sind, um wirtschaftlich dort tätig zu werden. Zum anderen werden solche Termine auch genutzt, um Erfahrungen auszutauschen und die bilaterale Zusammenarbeit zu vertiefen. Dabei begleiten Unternehmensvertreter politische Amtsträger bei wichtigen Terminen mit relevanten Entscheidungsträgern aus Politik und Wirtschaft, die im Rahmen einer reinen Unternehmerreise nicht zur Verfügung stünden. Tom George, Geschäftsführer der Chemnitzer move technology GmbH, hat Staatsminister Martin Dulig in Namibia begleitet und berichtet von seinen Erfahrungen.

Die Chemnitzer move technology GmbH nutzt ihr Technologie-Know-how und ihr umfangreiches Netzwerk, um weltweit Innovationsprojekte umzusetzen. So sorgt das Team um die beiden Geschäftsführer und ehemaligen Automotive-Manager Tom George und Dr. Jörn Seebode für eine beschleunigte Sichtbarkeit, Erprobung und letztlich Serieneinführung von Hochtechnologie aus Europa und eine Verbesserung der Lebensbedingungen in internationalen Zielregionen, u. a. durch neue Arbeitsplätze, Technologieaustausch und Ausbildung oder eine höhere Wertschöpfung vor Ort. Aktuell liegt der Fokus auf Energieprojekten im südlichen Afrika.

Herr George, um welche Projekte geht es konkret in Afrika?

Derzeit sind wir insbesondere in zwei Projekten aktiv. Zum einen in Südafrika. Dort geht es um die Konzeptionierung einer dezentralen Stromversorgung für eine größere Produktionsanlage. Die Industrie in Südafrika leidet unter dem sogenannten »Load Shedding«. So werden die täglichen Stromausfälle genannt, die aufgrund des unzureichenden Energienetzes auftreten. Zum anderen haben wir in Namibia im Juni im Rahmen der Delegationsreise von Wirtschaftsminister Martin Dulig mit weiteren Partnern aus Windhoek und Sachsen ein Memorandum of Understanding (MoU) unterzeichnet. Gemeinsam wollen wir auf der 6.000 Hektar großen Guest Farm Albrechtshöhe eine unabhängige Energieversorgung errichten, um den Ertrag und damit die Lebensmittelversorgung zu steigern. Das schafft zukunftsfähige Jobs. Wir hoffen, dass unser Pilotprojekt »Schule macht« und für weitere namibische Farmer und andere Anwender im südlichen Afrika oder sogar in Europa attraktiv ist.

»Im Rahmen einer solchen Delegation stehen uns andere Türen offen, wir treffen wichtige Entscheider und können Kontakte zu relevanten Netzwerken knüpfen. Das könnten wir aus eigener Kraft gar nicht leisten.«

Tom George, Geschäftsführer der Chemnitzer move technology GmbH

Wie wird das konkret aussehen?

Ziel des Projektes ist die Entwicklung eines modularen Technologiepaketes zur Realisierung einer netzunabhängigen, nachhaltigen und belastbaren Energieversorgung (Micro-Grid) für landwirtschaftliche Betriebe. Das System besteht aus Agri PV für die Energieerzeugung, also Solarpanelen direkt über den Anbauflächen. So erreichen wir einen signifikant höheren Flächenertrag für die kombinierte Lebensmittel- und Stromerzeugung. Batteriemodule speichern Strom kurzfristig. Zudem wird über Elektrolyse grüner Wasserstoff erzeugt und in Wasserstoffspeichern mittelfristig vorgehalten. Brennstoffzellentechnologie kommt dann für die Rückwandlung von Wasserstoff in elektrische Energie zum Einsatz. Das Energiesystem versorgt zudem ein optimiertes Bewässerungssystem zur Steigerung der Gemüse- und Obstproduktion. Wir ergänzen das modulare Konzept zusätzlich mit MBBR-Wasseraufbereitung und Wassernachnutzung unseres Technologiepartners VIADUCT TECHNOLOGIES sowie neuen Schulungskonzepten, um vor Ort Know-how aufzubauen und die Arbeiter und Farmer auf die neuen Technologien vorzubereiten. Mit einer überschaubaren Projektgröße versprechen wir uns eine zügige Umsetzung und können so die Beteiligten kurzfristig in Kontakt mit der Hochtechnologie bringen.

Unterzeichnung des MoU in Namibia u.a. mit Staatsminister Martin Dulig (hinten 3. von links), WFS-Geschäftsführer Thomas Horn (hinten rechts) und Geschäftsführer Tom George (vorne links). Bildrechte: SMWA, Kristin Schmidt

Sie sprachen von einer Delegationsreise. Was bringen sächsischen Unternehmen solche politisch begleiteten Reisen?

Für uns als KMU sind sie Gold wert. Im Rahmen einer solchen Delegation stehen uns andere Türen offen, wir treffen wichtige Entscheider und können Kontakte zu relevanten Netzwerken knüpfen. Das könnten wir aus eigener Kraft gar nicht leisten. Um ohne größeren eigenen Planungsaufwand neue Märkte kennenzulernen und das Potenzial für das eigene Unternehmen auszuloten, sind solche Unternehmer- und Delegationsreisen aus unserer Sicht bestens geeignet. Zusätzlich haben wir bei jeder Reise enorm wichtige Kontakte unter den Mitreisenden knüpfen können: die Aktivitäten in Namibia fußen auf Kontakten in der Reisegruppe aus Kanada.

Welchen Tipp würden Sie Kollegen geben, die über den Einstieg in den afrikanischen Markt nachdenken?

Bei der internationalen Markterschließung sind nach unserer Erfahrung vor allem drei Punkte wichtig: das Einbinden lokaler Stakeholder auf verschiedenen Ebenen, ein intensives Verständnis für die andere Kultur und Randbedingungen sowie das Schaffen von wirklichen Mehrwerten vor Ort. Nach vielen Jahren Geschäftsentwicklung in anderen Regionen der Welt (Nord- und Südamerika, China und Japan) haben auch wir in Afrika einiges lernen müssen.

(Quelle: Außenwirtschafts-Nachrichten der Sächsischen Industrie- und Handelskammern und der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH, Ausgabe 9/2023)


Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

zurück zum Seitenanfang