Sachsen steht vor einem gewaltigen Wandel: Von der Braunkohle zur grünen Energie. Das Ziel ist klar – bis 2045 soll der Freistaat klimaneutral sein. Doch der Weg dorthin ist komplex. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Ausbau erneuerbarer Energien. Schon heute erleben wir einen regelrechten Solarboom, besonders in den Sommermonaten. Das klingt nach einem Erfolg – ist es auch. Aber es bringt auch neue Herausforderungen mit sich.
Wenn zu viel des Guten zum Problem wird
Photovoltaikanlagen erzeugen in den sonnenreichen Monaten so viel Strom, dass er das Stromnetz teilweise überfordert. Anlagen müssen abgeregelt werden, wertvoller Strom bleibt ungenutzt – und das in einer Zeit, in der bezahlbare Energie dringend gebraucht wird. Die Folge: sogenannte negative Strompreise. 2024 gab es laut Bundesnetzagentur insgesamt 457 Stunden, in denen Stromerzeuger zahlen mussten, damit ihr Strom überhaupt abgenommen wurde.
Dieses »Luxusproblem« zeigt: Die Energiewende ist mehr als nur der Bau von Windrädern und Solaranlagen. Es braucht auch intelligente Speicherlösungen und starke Netze, um überschüssige Energie zu speichern oder dorthin zu transportieren, wo sie gerade gebraucht wird.
Sachsen investiert in Großspeicher und Netzstabilität
Ein wichtiger Baustein dieser Infrastruktur sind Großbatteriespeicher. In Chemnitz steht bereits einer der größten in Sachsen von »eins energie«. Weitere Speicher sind in Solarparks wie in Witznitz sowie in Bad Düben und der Elsteraue in Betrieb oder in Planung. Diese Systeme helfen, die typischen Schwankungen von Sonnen- und Windenergie auszugleichen – und machen das Netz stabiler.
Doch selbst die besten Speicher können nicht rund um die Uhr die komplette Stromversorgung sichern. Deshalb braucht es zusätzlich flexible Lösungen für Zeiten ohne Wind und Sonne – sogenannte Dunkelflauten.
Gaskraftwerke als Brücke in eine klimaneutrale Zukunft
Deshalb setzt Sachsen auch auf moderne, wasserstofffähige Gaskraftwerke. Diese garantieren Versorgungssicherheit – vor allem dann, wenn Sonne und Wind einmal Pause machen. Und sie sind zukunftsfähig: Perspektivisch lassen sich solche Anlagen auf klimafreundlichen Wasserstoff umrüsten. In Leipzig entsteht beispielsweise das Heizkraftwerk Leipzig-Süd, das bis 2030 vollständig »H2-ready« sein soll.
Energie- und Wirtschaftsminister Dirk Panter fordert: »Die Kraftwerksstrategie muss jetzt zügig und entschlossen umgesetzt werden – und zwar auch in Sachsen. Wir brauchen neue Gaskraftwerke dort, wo bereits Netzinfrastruktur besteht.«
Fazit: Die Energiewende ist machbar – mit Technik, Mut und Gemeinschaft
Sachsen hat die Chance, ein Vorreiter für eine sichere, bezahlbare und nachhaltige Energieversorgung zu werden. Die technischen Lösungen sind da – nun kommt es auf die Umsetzung an. Es ist ein Kraftakt, aber er lohnt sich. Für unsere Wirtschaft, unsere Umwelt und unsere Zukunft.

Grüne Energie für starke Wirtschaft: Warum Sachsens Industrie jetzt auf Erneuerbare setzt
Die wirtschaftliche Stärke Sachsens steht in engem Zusammenhang mit seiner Energieversorgung. Branchen wie die Stahl-, Chemie- oder Papierindustrie benötigen große Mengen Energie. Auch Rechenzentren – zunehmend wichtig durch den wachsenden Bedarf an KI-Anwendungen – sind wahre Stromfresser. Bezahlbare und zuverlässige Energie ist deshalb nicht nur eine Frage der Umwelt, sondern auch der wirtschaftlichen Zukunftsfähigkeit des Freistaats.
Von der Braunkohle zur grünen Energieversorgung
Über Jahrzehnte war die sächsische Energieversorgung stark auf Braunkohle gestützt. Doch diese Ära geht zu Ende. Der geplante Kohleausstieg ist politisch beschlossen – nun geht es darum, ihn auch wirtschaftlich erfolgreich zu gestalten. Ziel ist es, bis 2030 den Anteil der Erneuerbaren am Bruttostromverbrauch auf 65 Prozent zu steigern.
Doch damit das gelingt, müssen nicht nur neue Anlagen gebaut, sondern auch bestehende Strukturen angepasst werden. Denn günstiger Strom allein reicht nicht – er muss auch verfügbar, speicherbar und nutzbar sein. Nur so bleiben Investitionen im Land und neue Arbeitsplätze entstehen.
Industrie braucht planbare Energiepreise
Derzeit sind die Strompreise in Deutschland für viele Unternehmen zu hoch. Das bremst Investitionen und belastet die Wettbewerbsfähigkeit. Sachsens Energieminister Dirk Panter betont deshalb: »Wir wollen die Menschen und die Wirtschaft zukünftig mit sicherer, günstiger und klimafreundlicher Energie versorgen.« Die jüngste Entscheidung der EU-Kommission, staatliche Hilfen für stromintensive Unternehmen zu erleichtern, ist hier ein wichtiges Signal.
Gleichzeitig treiben viele Unternehmen in Sachsen selbst die Energiewende aktiv voran – mit Investitionen in Eigenversorgung, Speichertechnologien und innovative Konzepte zur Netzstabilisierung.

Energiewende als Jobmotor und Beteiligungsmodell
Die Energiewende ist nicht nur ein Projekt der Wirtschaft, sondern auch der Gesellschaft. Mit dem Erneuerbare-Energien-Ertragsbeteiligungsgesetz können Kommunen ab 2025 direkt von neuen Wind- und Solaranlagen profitieren. Die Einnahmen stehen für Projekte wie Grünanlagen, Freizeiteinrichtungen oder Begegnungsstätten zur Verfügung – und stärken so das Gemeinwesen vor Ort.
Auch Bürgerinnen und Bürger sollen künftig finanziell eingebunden werden. So entsteht mehr Akzeptanz für neue Anlagen – und echte Teilhabe am Umbau der Energieversorgung.
Minister Panter bringt es auf den Punkt: »Der Ausbau der Erneuerbaren ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Nur gemeinsam mit den Menschen im Land gelingt die Energiewende.«
Fazit: Sachsens Wirtschaft braucht grüne Energie – und bekommt sie
Die Industrie steht bereit. Die Menschen profitieren. Die Technik ist vorhanden. Jetzt kommt es auf Tempo und Zusammenarbeit an. Mit kluger Politik, mutiger Wirtschaft und engagierter Zivilgesellschaft kann Sachsen zeigen, wie eine nachhaltige Energiewende gelingen kann – als Vorbild für ganz Deutschland.

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Vorschaubild: SMWA | Kristin Schmidt