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#ZUKUNFTblog

Grüne Transformation: »Die Unternehmen kommen mit konkreten Herausforderungen auf unser Netzwerk zu«

Grüne Transformation: »Die Unternehmen kommen mit konkreten Herausforderungen auf unser Netzwerk zu«

Energy Saxony ist seit 10 Jahren das wirtschaftsorientierte Energietechnologie-Netzwerk im Freistaat Sachsen. Durch die Bündelung und Vernetzung der Kompetenzen seiner rund 100 Mitglieder schafft Energy Saxony innovative und sektorübergreifende Infrastrukturen wie beispielsweise den Energy Saxony ThinkTank für eine nachhaltige Energieversorgung und stärkt so den Freistaat Sachsen als wegweisenden, wettbewerbsfähigen Energie- und Wirtschaftsstandort. Im #ZUKUNFTblog-Interview stellen Dr. Frances Zedler und Arbeitskreisleiter Mark Richter das Netzwerk vor.

Der Energy Saxony ThinkTank vereint Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft, um für Akteure aus Industrie, Immobilienwirtschaft, Energieversorgung sowie aus der kommunalen Verwaltung und Landwirtschaft in gemeinsamer Projektarbeit konkrete und nachhaltige Lösungen zur Transformation der Wirtschaft zu erarbeiten. Dr. Frances Zedler ist Geschäftsführerin von Energy Saxony. Mark Richter leitet den Energy Saxony Arbeitskreis »Energieeffiziente Produktion« und ist Geschäftsfeldleiter Klimaneutraler Fabrikbetrieb am Fraunhofer IWU.

Bild: Fraunhofer IWU

#ZUKUNFTblog: Frau Zedler, Sie leiten seit 2022 Jahren das Energietechnologie Netzwerk Energy Saxony. Welchen Einfluss hat die eingeschränkte Verfügbarkeit von fossilen Primärenergieträgern, die anhaltende Störung internationaler Warenströme und damit die Preisentwicklung auf Ihre Netzwerkarbeit? 

Frances Zedler: Unser Netzwerk hatte auch schon vor dem Lieferstopp von russischem Erdgas verstärkten Zulauf von Unternehmen, die nachhaltige Lösungen für ihre Produktionsstätte umsetzen möchten. Seit Februar 2022 steigt der Kostendruck und zusätzlich steht die Zuverlässigkeit der Energieversorgung im Blick. Aus dieser Perspektive muss die Transformation beschleunigt werden. Andererseits sehen wir in unserer Netzwerkarbeit, dass gerade die kleineren Unternehmen krisenbedingt erst einmal alle Hände voll zu tun haben, ihren Betrieb über Wasser zu halten.  

#ZUKUNFTblog: Die Integration von Maßnahmen zur Dekarbonisierung in das operative Tagesgeschäft stellt für die meisten Unternehmen eine immense Herausforderung dar. Den Transformationsbedarf zu erkennen und in unternehmerisches Handeln zu übersetzen, bedarf Expertise, die im Unternehmen so oft nicht vorhanden ist. Welche Herangehensweise empfehlen Sie?

Mark Richter: Ja, das können wir genau so bestätigen, wobei wir eine Spreizung wahrnehmen: Es gibt Unternehmen, meist die größeren, die für diese Herausforderungen ganz gut aufgestellt sind. Es sind eher die vielen kleinen und mittelständigen, die mit den vor ihnen liegenden Aufgaben zum Teil einfach überfordert sind.

Frances Zedler: Daher haben wir uns als Netzwerk der Aufgabe angenommen, den Erfahrungsaustausch einerseits zwischen diesen zwei Akteursgruppen und andererseits auch mit gleichgesinnten Unternehmen zu fördern. Dies gelingt durch die Vernetzung an sich, aber auch, indem zusätzliche Expertise eingeholt wird und Best Practice Beispiele zur Orientierung vorgestellt werden.

#ZUKUNFTblog: Was bietet Energy Saxony als wirtschaftsorientiertes Netzwerk an Angeboten für Unternehmen, welche die Reduktion von Emissionen sowie des Ressourcenverbrauchs zum Ziel haben und welche Rolle spielt dabei das Zusammenbringen von Experten aus Wirtschaft und Forschung und im Besonderen der Energy Saxony ThinkTank? 

Frances Zedler: Der ThinkTank versteht sich als offene Denkfabrik, bei der sich grundlegend alle Akteure mit Ideen und Lösungsvorschlägen einbringen können. Die bestehende Vernetzung von Energy Saxony mit anderen Clustern ermöglicht damit auch die Option, branchenübergreifende Expertise bei der Lösung konkreter technischer Problemstellungen hinzuzuziehen. Mit dem ThinkTank werden insbesondere Unternehmen in ihren Maßnahmen zur Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz sowie zur Reduktion von Emissionen, Kosten und Abfällen ganzheitlich unterstützt. Zu Beginn kommen die Unternehmen mit konkreten Herausforderungen bei der Transformation ihrer Produktionsstätten auf uns zu und wir bereiten gemeinsam die Themen entsprechend auf, um diese im Netzwerk der Expertenrunde vorzustellen. Aus dieser Runde werden mögliche Technologien und Innovationen als Lösungsvorschläge eingebracht, aus denen das Unternehmen dann gemeinsam mit uns Umsetzungsprojekte entwickelt. Den gesamten Prozess unterstützen wir nicht nur fachlich und organisatorisch, sondern auch mit einer geeigneten Öffentlichkeitsarbeit. Bei Bedarf beraten wir ebenfalls zu geeigneten Förderprogrammen für die Finanzierung des Vorhabens. 

#ZUKUNFTblog: In der Fraunhofer-Gesellschaft ist das IWU Chemnitz das Institut, welches im Schwerpunkt im Bereich ressourceneffiziente Fertigung forscht. Welche Vorteile bietet die enge Zusammenarbeit von Energy Saxony mit dem IWU?

Mark Richter: Das Zusammenspiel mit Energy Saxony passt sehr gut zu unserem Kernauftrag als Fraunhofer-Institut: mit einem starken Fokus auf die Anwendbarkeit forschen und umsetzungsreife, innovative Technologien für das Netzwerk zugänglich machen. Wir können dem Netzwerk innovative Technologien und Entwicklungen mit einem hohen Technologiereifegrad zur Verfügung stellen. Auch unsere Expertise im Bereich ressourcen- oder energieeffiziente Fertigung als Beratungsleistung einzubringen, entspricht genau unserem ‹Kerngeschäft’. Aus diesem Grund sind wir schon seit 2014 mit einem eigenen Arbeitskreis »Energieeffiziente Produktion« Mitglied bei Energy Saxony.

Bild: Energy Saxony e.V. | BLEND3 Frank Grätz

#ZUKUNFTblog: Nun haben Sie bereits erste praktische unternehmerische Problemstellungen auf dem Weg zur nachhaltigen Transformation im Rahmen des ThinkTank erörtert und Lösungsvorschläge unterbreitet. Welches Feedback erhalten Sie von der Unternehmensführung, aber auch von Betriebsleitern und Beschäftigten?

Mark Richter: Bewertungskriterien und damit wichtige Rahmenbedingungen für Transferpfade sind zum einen die Kosten, die sich aus Investitionen für den erforderlichen Umbau ergeben, einschließlich der Kosten für Kreditfinanzierungen. Immer wichtiger werden auch regulatorische Vorgaben, also nationale bzw. europäische Gesetzgebung und Auflagen. Zum anderen ergeben sich für Unternehmen Anforderungen aus der »Regulatorik in Lieferketten«, welche ebenso kostenwirksam sind. Nicht zuletzt bewegen sich Unternehmen auch im Rahmen eigener Zielstellungen. 

#ZUKUNFTblog: Welche Richtung möchten Sie in der Netzwerkarbeit zukünftig noch verstärken?

Mark Richter: Eine große Stärke der Netzwerkarbeit sind bedarfsgerechte Angebote mit Blick auf regionale Besonderheiten. Aus Nähe entsteht auch ein hohes Maß an Verbindlichkeit, Mitbestimmung und Breite in der Ausrichtung. Mitglieder agieren in einem Netzwerk für Mitglieder, das schafft Augenhöhe. 

Frances Zedler: Neue Fokusthemen, die die Mitglieder initiieren – wie zum Beispiel Wärme – lassen sich breiter aufgreifen, überschneidende Themen in gut koordinierten Arbeitskreisen besser bündeln. Kooperationen mit anderen Netzwerken zu Querschnittsthemen lassen sich gut ausbauen, die Entwicklung von Services etwa im Bereich der Weiterbildung vorantreiben. All dies ist uns gut gelungen. Themen, die wir noch ausbauen sollten, sind Energieeffizienz, die Nutzung von Abwärme oder dezentrale Lösungen für die Erzeugung und Nutzung von Eigenstrom. 

Bild: Fraunhofer IWU / Ines Escherich

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Zu den Personen:

Dr. Frances Zedler ist seit 2022 als Geschäftsführerin von Energy Saxony tätig und verantwortet seitdem die Aktivitäten des Vereins wie die Services und die übergeordnete Vernetzung mit den Akteuren, im Rahmen dessen sie einen moderierten Dialog in der Energiebranche initiiert. 

Mark Richter leitet nicht nur den Energy Saxony Arbeitskreis »Energieeffiziente Produktion«, sondern steht auch dem Energy Saxony ThinkTank mit seiner Kompetenz als Geschäftsfeldleiter Klimaneutraler Fabrikbetrieb am Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU zur Verfügung. Das Fraunhofer IWU hilft Unternehmen dabei, schnellstmöglich zu einem nachhaltigen Fabrikbetrieb zu kommen: insbesondere mit Hilfe ungenutzter Effizienzpotenziale und durch die verstärkte Nutzung von dezentral erzeugten erneuerbaren Energien sowie von Energiespeichern und -wandlern.

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Vorschaubild: Energy Saxony e.V.


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