Der Rüstungskonzern KNDS übernimmt den bisherigen Alstom-Standort in Görlitz, wo künftig Rohbaumodule für Wehrtechnik anstelle von Bahnwaggons produziert werden. Diese industriepolitische Neuausrichtung wurde von beiden Unternehmen am 5. Februar in Anwesenheit von Bundeskanzler Olaf Scholz und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer offiziell verkündet.
Alstom hatte die Schließung des Standorts angekündigt. KNDS, das aus der Fusion von Krauss-Maffei Wegmann aus Deutschland und Nexter aus Frankreich hervorgegangen ist, produziert unter anderem Kampfpanzer wie den Leopard, Schützenpanzer des Typs Puma sowie Artillerie- und Aufklärungssysteme. Der Standort in Görlitz bietet eine gut ausgebaute Infrastruktur und hoch qualifizierte Fachkräfte, was den Übergang für KNDS erleichtert.
Von den 700 derzeit bei Alstom beschäftigten Mitarbeitenden sollen etwa 350 direkt zu KNDS wechseln. Für die übrigen wird eine Transfergesellschaft eingerichtet, um sie weiterzuqualifizieren oder ihnen neue Beschäftigungsmöglichkeiten zu eröffnen. Zudem laufen Verhandlungen über Abfindungen für jene Mitarbeitenden, die nicht übernommen werden.


Sachsens Wirtschaftsminister Dirk Panter, der heute in Görlitz ebenfalls vor Ort war, sieht die Entwicklung als Teil eines umfassenderen Wandels: »Deutschland ist ein friedliebendes Land. Das soll auch so bleiben, aber verteidigen können müssen wir uns schon. Wir sind betroffen von großen Veränderungen auf der Welt – geopolitisch, wirtschaftlich, klimapolitisch. Der klassische Dreiklang, der unseren Wohlstand in den vergangenen 30 Jahren in Deutschland geprägt hat: Sicherheit aus dem Westen, billige Energie aus dem Osten und ein riesiger Absatzmarkt in China – das bricht an allen Stellen weg. Wir müssen uns deshalb unabhängiger aufstellen – bei Rohstoffen, Halbleitern, Energie und letztlich auch in der Sicherheit. Wenn ein Unternehmen sich entscheidet, einen Standort aufzugeben, dann ist es eine pragmatische Lösung, wenn ein anderes Unternehmen den Standort übernimmt und Industriearbeitsplätze damit in der Region erhalten bleiben. Ich bin froh, dass wir so Beschäftigung in der Region sichern können.«


Die Übernahme des Standorts durch KNDS erfolgt vor dem Hintergrund der verstärkten Aufrüstung Deutschlands seit dem russischen Angriff auf die Ukraine. Um der steigenden Nachfrage nach militärischer Ausrüstung gerecht zu werden, baut KNDS seine Produktionskapazitäten aus.
