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Dulig: »Bergparaden in Sachsen sind mehr als Folklore«

Dulig: »Bergparaden in Sachsen sind mehr als Folklore«

Arzgebirg wie bist du schie! Im Erzgebirge ist die Adventszeit eine ganz besondere Zeit, voller traditioneller Höhepunkte: Die weihnachtlichen Bergparaden sind geliebte Tradition und Publikumsmagnet gleichermaßen. In den Paraden lebt die bergmännische Geschichte der Region in Musik und Atmosphäre fort. Das Spektakel vor perfekter weihnachtlicher Kulisse, in idyllischen Erzgebirgs-Orten, ist längst schon kein Geheimtipp mehr. Im Jahr 2016 hat die deutsche UNESCO-Kommission  Bergparaden und Bergaufzüge in Sachsen in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Welt-Kulturerbes aufgenommen. #ZUKUNFTblog hat mit Sachsens Obersten Bergmann, Wirtschaftsminister Martin Dulig, über Tradition und Bergbau gesprochen. 

#ZUKUNFTblog: Herr Dulig, wegen der Corona-Pandemie konnten in den vergangen zwei Jahren kaum – bis gar keine Bergparaden in Sachsen stattfinden, jetzt geht es wieder los. Wie wichtig ist diese Traditionspflege für den Freistaat? 

Martin Dulig: Sachsen ist Weihnachtsland. Da gehören Traditionen, Lichter und Weihnachtsmärkte einfach dazu. Genauso wichtig ist es, dass Traditionen sichtbar werden und sichtbar gemacht werden. Im Erzgebirge leuchten die Schwibbögen und Weihnachtslichter ganz besonders hell. Die Tradition, einen Engel oder einen Bergmann ins Fenster zu stellen – je nachdem ob man ein Mädchen oder Buben hat – wird im Erzgebirge bis heute gelebt. Genauso gehören die alten Bräuche der Knappschaften und Hüttenvereine dazu, die mit den Bergparaden ihre Traditionen pflegen und damit aber auch ins Heute tragen. Es geht eben nicht darum, dass man die Bergbau-Geschichte des Erzgebirges als »Museum« betrachtet, sondern darum, aus im hier und jetzt ein Bewusstsein für unseren Bergbau und unsere heimischen Rohstoffe schafft. Das ist vor allem wichtig, weil Sachsen nach wie vor auch ein Rohstoffland ist.

#ZUKUNFTblog: Um was geht es bei den Bergparaden überhaupt? Woher kommt die Tradition? 

Sachsen hat eine lange Bergbaugeschichte. Dazu gehört auch die Tradition, gemeinsam diese Geschichte als Aufzug oder Parade zu zeigen. Die verschiedenen Knappschafts-, Hütten- und Musikkorps prägen die Region seit Jahrhunderten. Eine Besonderheit ist die Verbindung aus Bergmannsaufzug in Verbindung mit traditionellen bergmännischen Musikvereinen. So haben sich die Paraden entwickelt. Bei den Bergparaden sind die traditionellen Uniformen zu sehen, die nach der Einführung der Rangklassen 1768 eingeführt wurden. Heute ist es besonders wichtig, dass dieses ehrenamtliche Engagement weitergetragen und weitergelebt wird. Deshalb ist es auch wichtig, dass sich die junge Generation angesprochen fühlt. Bergparaden sind eben keine Folklore. Es geht bei ihnen um mehr: nämlich das Leben der sächsischen und erzgebirgischen Kulturgeschichte – die maßgeblich vom Bergbau geprägt wurde. Deshalb freue ich mich über jedes junge Gesicht, welches bei den Bergparaden mitmarschiert.

Sachsens Oberster Bergmann, Staatsminister Martin Dulig
Bild: SMWA

#ZUKUNFTblog: Sie sind Oberster Bergmann des Freistaates. Welche Funktion haben Sie bei den Paraden? 

Als Oberster Bergmann darf ich die Parade »abnehmen«. Das ist vor allem ein Zeichen der Wertschätzungen gegenüber den Vereinen und ihren vielen Ehrenamtlichen. Entweder ich laufe an der Spitze mit oder die Parade wird gemeinsam mit dem Vorsteher und den kommunalen Vertreterinnen und Vertretern auf der Bühne abgenommen und begleitet. Damit wollen wir die Verbundenheit der politisch Verantwortlichen und denen, die aktiv Bergbau in Sachsen betreiben, sichtbar machen und zeigen. 

#ZUKUNFTblog: Als immaterielles Kulturerbe werden die Paraden auch von der Unesco aufgeführt. Sind die Paraden auch ein wirtschaftlicher Faktor für den Freistaat? 

Bergparaden und Traditionspflege sind auf jeden Fall ein wichtiger Faktor und das nicht nur, weil sie jedes Jahr viele Gäste ins Erzgebirge locken. Sie zeigen aber auch, dass Sachsen weiterhin ein sehr aktives Bergbauland ist. Wenn wir über »Berggeschrey« sprechen, hat das gerade in der aktuellen Zeit eine hochaktuelle Bedeutung. Wir merken doch wie wichtig es ist, unabhängig von bestimmten Regionen oder Wirtschaftskreisläufen zu sein. Rohstoffe spielen dabei eine wichtige Rolle. Wenn wir heimische Rohstoffe haben, sollten wir diese auch unter unseren Standards abbauen und nutzen und damit auch Abhängigkeiten zum Ausland verringern.

#ZUKUNFTblog: Was bedeutet Ihnen die erzgebirgische Weihnacht ganz persönlich? 

Weihnachten im Erzgebirge ist für mich etwas ganz besonders. Große Teile meiner Familie kommen aus dem Erzgebirge – hier bin ich verwurzelt. Viele Traditionen pflegen wir auch bei unserem Weihnachtsfest zu Hause. Als Oberster Bergmann ist es mir daher in der Advents- und Weihnachtszeit ein besonderes Anliegen, bei Bergparaden oder bei Mettenschichten dabei zu sein. Das Erleben dieser Tradition bedeutet für mich Weihnachten. Und es ist für mich eine ganz besondere Art von Heimatgefühl, weil es eine wichtige Botschaft für uns alle hat: Es geht auch darum, nach einem langen Jahr zur Ruhe und zur Besinnlichkeit zu kommen. Das ist für mich das Gegenteil zum oft lauten und manchmal etwas ausufernden Weihnachten – mit Kaufhausmusik und Kommerz. Es geht eigentlich um Ruhe und Besinnlichkeit. Weihnachten ist eine Friedensbotschaft, die wir in diesen bewegten Zeiten vielleicht noch etwas intensiver brauchen, als in anderen Jahren. Und genau das erlebe ich im Erzgebirge.

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Bilder: SMWA


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