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#ZUKUNFTblog

Ein Tag als Praktikant bei der Abfallwirtschaft Torgau-Oschatz GmbH (A.TO GmbH)

Ein Tag als Praktikant bei der Abfallwirtschaft Torgau-Oschatz GmbH (A.TO GmbH)

Es regnet in Strömen. Die Temperatur liegt knapp über 0 Grad. Als ich im Dunkeln auf dem Betriebshof Torgau ankomme, hat es sogar geschneit. Doch das Wetter vergesse ich nach ein paar Minuten, obwohl ich im Freien arbeite. Denn im schnellen Takt springe ich in der kleinen Gemeinde Klitzschen vom Müllwagen – ziehe schwere Tonnen zum Fahrzeug, hake sie ein, befördere sie hoch, hake sie aus, stelle sie an den Straßenrand zurück und weiter geht es zum nächsten Haus. Mir wird schnell warm. Auch an den häufig recht aufdringlichen Gestank, der aus den Tonnen und dem Fahrzeug quillt, habe ich mich nach ein paar Minuten gewöhnt.

Es ist wohl ein Job, den jeder von uns kennt. Den jeder von uns dringend braucht. Aber einer, den kaum einer von uns gern machen mag: Müllwerker! Für einen Tag bin ich bei der »A.TO« – der Abfallwirtschaft Torgau-Oschatz GmbH für mein Projekt »Meine Arbeit, deine Arbeit« eine ganze Schicht tätig. Während meines Arbeitseinsatzes interessiert mich erneut, was den hier arbeitenden Menschen auf der Seele brennt, welche Probleme und Sorgen sie haben, die ich als Politiker vielleicht mit lösen helfen kann. Wie üblich bin ich daher nicht angemeldet – nur einige wenige Vertraute wussten vorher Bescheid, dass ich heute hier bin. So kann ich wirklich mitarbeiten, ohne Extra-Behandlung und Tamtam.  

Die A.TO entsorgt für 85.000 Einwohner den Hausmüll, das Altpapier, Sperrmüll, den Elektroschrott und kompostierbare Abfälle. Ich sitze seit 7 Uhr mit Uwe auf dem Bock. Orangefarbene Schutzkleidung gehört genauso dazu, wie griffsichere Handschuhe. 10 Tonnen Müll passen in unseren Laster. Fahren darf ich ihn leider nicht – dafür aber die Tonnen zum Müllauto rollen, hieven, schleppen oder gegebenenfalls mit Stößen bewegen. Denn es gibt ein riesiges Problem: Viele Kunden stopfen ihre 120-Liter-Tonnen – die berühmte »Graue« – so dicht mit Müll voll, dass sie nicht nur überquellen, sondern dass der Inhalt bei kalten Temperaturen auch vereist und anfriert. Die Mitarbeiter der A.TO müssen solche Tonnen dann nicht mitnehmen, dürfen sie stehen lassen. Mir passiert das heute nicht. Dafür hucke ich einige orange 120-Liter-Säcke, die eigentlich nur bis zu 25 Kilogramm mit Müll befüllt werden dürfen, die aber locker 30 bis 40 Kilogramm wiegen. Schnell komme ich ins Schwitzen. 

Die Menschen, die mir heute begegnen, sind alle freundlich und dankbar. Immer wieder gibt es ein »Dankeschön« oder ein »Ihnen einen guten Tag«. Da macht die Arbeit gleich viel mehr Spaß. Weniger Spaß macht es in engen Straßen oder in Wohngebieten, wenn Autos falsch parken, Zufahrten blockieren oder ungeduldig hinter unserem Fahrzeug mit dem Gas spielen. So ein 10-Tonner kann schwer ausweichen und muss seine Route nun einmal komplett nach Plan abfahren, damit auch alle Kundinnen und Kunden bedient werden! 

Von den 60 Mitarbeitern sind 22 regelmäßig auf den Fahrzeugen. Ist einer mal überraschend krank oder im Urlaub, springt Geschäftsführer Martin Klemm selbst ein. Er sagt: »Es tut immer mal gut zu wissen, wie die Mitarbeiter arbeiten und was sie den ganzen Tag erledigen. Vieles vergisst man sonst am Schreibtisch.« Heute ist genau so ein Tag. Deshalb wurde ich Uwe zugeteilt: »Sonst wäre ich da mitgefahren«, sagt Klemm. Auf den Müllwagen sind ausschließlich Männer beschäftigt – die Arbeit ist körperlich sehr anstrengend. Mir macht es aber heute Spaß, selbst den Geruch habe ich längst verdrängt. 

Die elf Fahrzeuge der Firma rollen wochentags das ganze Jahr, bei jedem Wetter. Uwe erzählt, dass es im Winter angenehmer ist als im Sommer: »Da kann man sich wenigstens wärmer anziehen. Aber wenn draußen 35 Grad und Sonne sind, kannst du in unserer Montur gar nichts machen.« Erst nach der Mittagspause, als mein DAMA-Fotograf kommt, bemerkt Uwe, wer ich bin. Er nimmt es entspannt. Was ihn umtreibt: »Wir bleiben jetzt aber beim Du?!« Selbstverständlich. Wir reden über vieles. Auch über die Bezahlung, die besser sein könnte. Als Busfahrer würde Uwe besser verdienen. Sicher ist auch das ein Grund, warum langsam das Personal knapper wird. Ich bin der Meinung, wer hart arbeitet und einen Teil der Daseinsvorsorge übernimmt, muss auch eine angemessene Bezahlung erhalten. 

Gegen 14 Uhr fahren wir zurück auf den Betriebshof,entleeren unser Fahrzeug in der Abfallumladestation. Dort werden mit Greifbaggern 24-Tonner befüllt, die in die Restmüllverwertung nach Lauta bei Hoyerswerda fahren. Deponiert werden darf der Müll vor Ort hier in Torgau schon lange nicht mehr. 

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Mein Vorteil heute: Ich bin auf einer Restmülltour, wo ich überwiegend Tonnen entleere –eine andere Fahrzeugbesatzung sammelt gelbe Säcke ein. Diese Tour ist körperlich wesentlich anstrengender. 165 Stück 120-Liter-Restbehälter habe ich heute, so sagt es die Fahrzeugstatistik, hoch und runter gehievt. Dazu kommen sechs Stück 240-Liter-Restabfallbehälter und 20 Stück  1.100-Liter-Restabfallcontainer. Acht Stück 120-Liter Restabfallsäcke habe ich ebenfalls verladen. Insgesamt waren es 8,19 Tonnen Restmüll, den wir heute in Klitzschen entsorgt haben.  

Morgen früh, um 7 Uhr, wird Uwe wieder auf dem Müllwagen sitzen und eine neue Tour drehen. Denn einem Müllwerker wird nie langweilig. Und mein Respekt vor der Arbeit der Kollegen ist noch einmal gewaltig gestiegen. Und die Truppe der »A.TO« ist wirklich spitze – freundlich, schnell und hilfsbereit. Dafür ein herzliches Dankeschön!


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