Hauptinhalt

#ZUKUNFTblog

Von der Laboridee zum Geschäftskonzept: Validierungsförderung beschleunigt Marktreife vielversprechender Forschungsergebnisse

Von der Laboridee zum Geschäftskonzept: Validierungsförderung beschleunigt Marktreife vielversprechender Forschungsergebnisse

Die sächsische Validierungsförderung zielt auf einen verbesserten Technologietransfer zwischen Forschung und Wirtschaft ab. Bis zum 13. April 2023 können sich Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen mit Sitz in Sachsen erneut um einen Zuschuss in Höhe von 90 Prozent der Kosten für Projekte zur Validierung von Forschungsergebnissen bewerben. Die futureSAX GmbH wird die geförderten Projekte wieder begleiten. Der #ZUKUNFTblog hat mit Geschäftsführerin Marina Heimann über das Förderprogramm gesprochen.

#ZUKUNFTblog: Der Begriff »Validierungsförderung« ist der breiten Öffentlichkeit wenig geläufig. Bitte beschreiben Sie kurz, was Validierungsförderung bedeutet.

Marina Heimann: Die »Validierung« bezeichnet grundsätzlich ein Verfahren, mit dem festgestellt wird, ob eine bestimmte Methode – in unserem Fall eine Technologie oder ein Verfahren – für einen bestimmten Zweck – hier die erfolgreiche Markteinführung – geeignet ist. Die Validierungsförderung des sächsischen Wirtschaftsministeriums (SMWA) leistet einen wichtigen Beitrag, um das Innovationspotenzial von Forschungsergebnissen zu prüfen und Anwendungen für sie zu erschließen. Sie bietet für Projektteams eine Gelegenheit, ihre Ergebnisse aus Forschung und Labor von externen Fachexperten für die erfolgreiche Markteinführung prüfen zu lassen. Gleichzeitig erhalten die Projektteams finanzielle Unterstützung bei der Anwendungsoptimierung. Das macht die Validierungsförderung zu einem wichtigen Instrument für den erfolgreichen und zukunftsweisenden Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.

»Die Validierungsförderung des sächsischen Wirtschaftsministeriums leistet einen wichtigen Beitrag, um das Innovationspotenzial von Forschungsergebnissen zu prüfen und Anwendungen für sie zu erschließen.«

Marina Heimann, Geschäftsführerin der futureSAX GmbH

#ZUKUNFTblog: Warum ist der Technologietransfer zwischen Forschung und Wirtschaft so wichtig für die Innovationskraft, Wettbewerbs- und Widerstandsfähigkeit der sächsischen Wirtschaft?

Marina Heimann: Sachsen ist ein Land der Denker und Forscher mit einer reichen und lebendigen Transferlandschaft, die sich u. a. im Sächsischen Transferpartner-Netzwerk widerspiegelt. Zudem weist der Freistaat einen hohen Anteil an Unternehmen auf, die Innovationsaktivitäten für sich als Wettbewerbsvorteil erkannt haben. Meist fehlen ihnen jedoch die Kapazitäten zur Entwicklung neuer Technologien und Verfahren, während den Forschungseinrichtungen die Ressourcen zur Markteinführung innovativer Produkte oder Dienstleistungen fehlen. Die Validierungsförderung unterstützt zudem die Ausgründungen direkt aus der Wissenschaft.

#ZUKUNFTblog: Welche Rolle spielt die futureSAX GmbH im Prozess der Validierungsförderung?

Marina Heimann: Als Innovationsplattform des Freistaates Sachsen freuen wir uns, durch die Begleitung die ausgewählten Teams bei der Validierung ihrer Forschungsergebnisse zu unterstützen und so die Transferlandschaft und damit die gesamte Innovationskultur in Sachsen zu stärken. Das bringt nicht nur mehr Forschungsergebnisse in die praktische Umsetzung, sondern stärkt auch den etablierten Mittelstand, der sich letztlich durch die marktfähige Umsetzung der Technologien und Modellprojekte Wettbewerbsvorteile sichert. Unsere Arbeit ist dabei die ideelle Begleitung. Diese fokussiert explizit die Erhöhung der Verwertungschancen, unter anderem durch

  • unterstützende Maßnahmen beim Erstellen einer Verwertungsplanung,
  • den Erfahrungsaustausch der Geförderten untereinander durch Begleittreffen und
  • insbesondere durch die Identifikation von Verwertungs- und Kooperationspartner/-innen und der Interaktion innerhalb des sächsischen Innovationsökosystems.

Hierbei greifen wir auf langjährige Erfahrungen in der Netzwerk- und Community-Arbeit mit unserem branchenübergreifenden und technologieoffenen Netzwerk aus über 10.000 Innovationsakteuren und Expert/innen zurück. Zudem können wir durch unsere Netzwerktätigkeit die passenden Unternehmen auf die Technologien und neuen Verfahren der Forschungseinrichtungen aufmerksam machen, die sonst – vermutlich – nicht so leicht zueinander finden würden.

#ZUKUNFTblog: Der erste Förderaufruf ist bereits abgeschlossen. Wie fällt Ihre Bilanz aus?

Marina Heimann: Das Programm ist sehr gut angenommen worden. Die sächsischen Forschungseinrichtungen haben 144 Projektvorschläge eingereicht. Davon hat der Freistaat 25 Vorhaben sowie drei kleinere Orientierungsvorhaben mit insgesamt fünf Millionen Euro gefördert. In zwölf Fällen wird eine Ausgründung angestrebt, in sieben Fällen eine Industriekooperation, in drei Fällen eine Lizensierung, in zwei Fällen eine Sicherung der Schutzrechte sowie eine Gründung eines Joint Ventures. futureSAX hat mit den in der ersten Auswahlrunde geförderten Projektteams zirka 70 individuelle Gespräche geführt und mehrere Veranstaltungen, zum Teil online, angeboten. 16 Transfer- und Branchenexperten unterstützten die Teams mit einem qualifizierten Feedback zur Verwertungsplanung der Forschungsergebnisse.

#ZUKUNFTblog: Bis zum 13. April 2023 läuft der dritte Förderaufruf. Welche Änderungen gibt es?

Marina Heimann: Anders als beim ersten Förderaufruf ist diesmal die Anzahl zulässiger Bewerbungen pro Forschungseinrichtung begrenzt. Dadurch sollen die Forschungseinrichtungen noch stärker dazu bewegt werden, sich selbst mit der Auswahl und damit der Bewertung vielversprechender Forschungsergebnisse auseinanderzusetzen. Außerdem misst der Freistaat Sachsen dem Wertungskriterium »Erfolgsaussichten für die Verwertung und Verwertungspotenzial« eine noch höhere Bedeutung bei.

#ZUKUNFTblog: Vielen Dank für das Gespräch.

Foto oben: futureSAX-Geschäftsführerin Marina Heimann beim Sächsischen Transferforum 2022. Bildrechte: Kirsten Lassig

Beispiele geförderter Projekte aus dem ersten Förderaufruf

CleanPlasma – Automatisierte Blutplasma-Gewinnung für die medizinische Flüssigkeitsbiopsie | Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden (IFW)

Die CleanPlasma-Technologie des Leibniz-Instituts IFW Dresden ermöglicht die automatisierte Trennung von Zellen, Vesikeln oder anderen krankheitsspezifischen Biomarkern aus Körperflüssigkeiten wie Blut, Urin oder Speichel mithilfe hochfrequenter Schallwellen. Die neue Methode vereinfacht die bisher sehr aufwendige Probenvorbehandlung und ermöglicht z. B. eine effiziente, automatisierte und schonende Aufreinigung von Blutplasma für die Biomarker-basierte Diagnostik.

Dr. Stefanie Hartmann (IFW): »Mit unserem CleanPlasma Projekt gehörten wir zu den ersten 25 Teams der sächsischen Validierungsförderung. Durch die finanzielle Unterstützung des SMWA konnten wir nicht nur den Reifegrad unserer Technologie deutlich erhöhen, sondern auch Anwenderkontakte knüpfen und an unserem Businessmodell feilen – und so die nächsten Schritte in Richtung der geplanten Unternehmensgründung gehen.«

I&Q – Quantum Enabling Solutions: Validierung von Quantentechnologien auf Festkörperbasis | Universität Leipzig

Ziel des Projekts ist die Implantierung optimierter und kundenspezifischer Quanten-Chips, die den Grundbaustein verschiedener Quantentechnologien bilden. Hierfür bedient sich I&Q eines speziellen Aktivierungssystems, das den Herstellungsprozess von Festkörper-Quantenbits optimiert und somit eine Effizienzsteigerung gewährleistet.

Dr. Tobias Herzig (SaxonQ GmbH): »Die Validierungsförderung erlaubte uns die zur Herstellung von Quantensystemen benötigten komplexen Anlagen als eigenständige Produkte zu bewerten. Die hieraus gewonnenen Erkenntnisse sind in die Ausgründung der SaxonQ eingeflossen und helfen, dass die Firma erfolgreich am Markt agieren kann.«

TiO2 Nanoröhrchen Scaffolds: Upscaling und Etablierung für Diagnostik und Therapie | Leibniz-Institut für Oberflächenmodifizierung Leipzig (IOM)

Mit dem Ziel der Kommerzialisierung von Titandioxid-Scaffolds (Gerüste) zur innovativen Gewebekultur führte das Projekt ein Upscaling des Produktionsprozesses durch. Zusammen mit ersten Pilotkunden wurden die Wirtschaftlichkeit des Produkts getestet sowie die Nanoröhren-Scaffolds für unterschiedliche Gewebearten überprüft und weiterentwickelt.

Sabrina Friebe (IOM): »Die Validierungsförderung ist deutschlandweit einzigartig und bietet unterschiedliche Vorteile, welche in der frühen Phase des Technologietransfers vorteilhaft ist: erstens kurze Bearbeitungszeiten, zweitens eine einfach zugängliche und im Umfang überschaubare Beantragung sowie drittens die Möglichkeit, unterschiedliche Transferstrategien zu überprüfen. Wir konnten durch die Förderung und die enge Betreuung durch futureSAX unser Netzwerk deutlich ausbauen und unser Transfervorhaben mit technologischen Weiterentwicklungen und betriebswirtschaftlichen Konzepten untermauern.«

»Die sächsische Validierungsförderung ist sehr gut angenommen worden. Mit diesem Programm spielt der Freistaat eine Vorreiterrolle unter den Bundesländern. Erst indem neues Wissen in Produkte oder Dienstleistungen umgesetzt wird, entsteht Innovation. Ich bin froh, dass wir auch in den nächsten Jahren Fördermittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) zur Verfügung stellen können, um die Verwertungspotenziale von neuem Wissen aufzudecken. Ich rufe alle Wissenschaftseinrichtungen im Freistaat Sachsen auf, sich an dem neuen Förderaufruf zu beteiligen.«

Martin Dulig, Sächsischer Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr
Bildrechte: futureSAX GmbH

Hintergrund: Validierungsförderung

Das SMWA hat am 10. August 2020 die Richtlinie zur Förderung der Validierung von Forschungsergebnissen (RL Validierungsförderung) verabschiedet und diese am 17. Januar 2023 neu gefasst. Der erste Förderaufruf erfolgte am 29. Oktober 2020. Dieser ermöglichte die Einreichung von Projektvorschlägen von Forschungseinrichtungen mit Ausgaben von bis zu 250.000 Euro und 18 Monaten Laufzeit (»Einzelprojekt-Modul«).

Der zweite Förderaufruf im sogenannten »Programm-Modul« erfolgte am 21. Juli 2021. Bewerben konnten sich sächsische Universitäten und Fachhochschulen für angewandte Wissenschaften. Gefördert wurden Projekte, bei denen die Forschungseinrichtungen ein systematisches Validierungsmanagement aufbauen und im Rahmen eines definierten Budgets selbstständig über die Auswahl zu validierender Forschungsergebnisse entscheiden können (Vorhabenszeitraum von bis zu 48 Monaten). Dafür stellt das SMWA ein Fördermittelbudget von insgesamt vier Millionen Euro bereit. Durchgesetzt haben sich die Bewerbungen der TU Bergakademie Freiberg, der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden und der Technischen Universität Dresden.

Der dritte Förderaufruf wurde im Sächsischen Amtsblatt vom 16. Februar 2023 veröffentlicht und gehört wieder zum sogenannten »Einzelprojekt-Modul«, bei dem sich die Forschungseinrichtungen für eine Förderung der Validierung einzelner Forschungsergebnisse bewerben können. Gefördert werden Projekte mit einem Vorhabenszeitraum von bis zu 18 Monaten und förderfähigen Ausgaben/Kosten von bis zu 250.000 Euro. Grundlage für die Förderentscheidung im Wettbewerbsverfahren sind die von den Interessenten über das Förderportal der Sächsischen Aufbaubank – Förderbank – (SAB) online einzureichenden Projektskizzen. Über die Projektskizzen und die Aufforderung zur Einreichung eines ergänzenden formellen Förderantrags entscheidet ein Gremium unter Beteiligung von Vertretern des SMWA, des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Kultur und Tourismus und der SAB.

Die Förderung erfolgt aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). In der Förderperiode 2021 bis 2027 sind für die Validierungsförderung 60 Millionen Euro aus dem Bereich der EFRE-Technologieförderung eingeplant. Das SMWA plant zwei Aufrufe pro Jahr im Einzelprojekt-Modul bis 2027 sowie zwei weitere Aufrufe im Programm-Modul bis 2025, wobei hierfür mit einem Fördermitteleinsatz von fünf Millionen Euro pro Aufruf kalkuliert wird.

Die SAB ist Bewilligungsstelle sowie Ansprechpartner für die Beratung und Antragstellung.

Sächsischer Staatspreis für Transfer

Mit dem seit 2017 aller zwei Jahre ausgelobten Sächsischen Staatspreis für Transfer ehrt der Freistaat herausragende Wissens- und Technologiegebende und verleiht modellhaften Transferprojekten, die schon in der Umsetzung sind, Sichtbarkeit. Bis zum 8. März 2023 ist das Bewerbungsportal für Technologiegebende und Technologiemittelnde noch geöffnet.

Bildrechte: futureSAX GmbH

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

zurück zum Seitenanfang