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DGB-Index Gute Arbeit in Sachsen 2021

DGB-Index Gute Arbeit in Sachsen 2021

Wie bewerten sächsische Beschäftigte ihre Arbeitsbedingungen? Dieser Frage geht der DGB-Index Gute Arbeit in Sachsen zum fünften Mal in Folge nach. Mittels Telefonbefragung wurde im Zeitraum zwischen Januar und Mai 2021 eine Stichprobe für die Bundesrepublik sowie eine Zusatzstichprobe für Sachsen erhoben. Im Bericht werden schwerpunktmäßig die Auswirkungen der Corona-Pandemie im zweiten Jahr beleuchtet. Betrachtet werden u.a. die Auswirkungen von Arbeits- und Infektionsschutz, Digitalisierung, Homeoffice und Kurzarbeit auf die Arbeitszufriedenheit sächsischer Beschäftigter.

Seit 2007 werden im Auftrag des DGB jährliche repräsentative Erhebungen für den DGB-Index Gute Arbeit durchgeführt, um die Beschäftigungs- und Arbeitsbedingungen in Deutschland zu erheben. Für Sachsen wurde 2021 zum sechsten Mal eine Aufstockungsstichprobe im Auftrag des SMWA realisiert. Im Bericht werden repräsentative Aussagen zu den wahrgenommenen Arbeitsbedingungen aus Sicht der sächsischen Beschäftigten getroffen. Es wird ein Vergleich mit den Ergebnissen für Deutschland, Ostdeutschland sowie im Zeitverlauf gezogen.

Qualität der Arbeitsbedingungen in Sachsen 2021

»Bessere Arbeitsbedingungen in Sachsen sind ein wichtiger Wettbewerbsfaktor«

Sachsens Arbeitsminister Martin Dulig

Sächsische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bewerten ihre allgemeine Arbeitsqualität 2021 insgesamt etwas schlechter als im Vorjahr. Der seit 2018 erzielte Zugewinn konnte trotz des leichten Rückgangs aber größtenteils gehalten werden. Die Bewertung der Arbeitsqualität im Freistaat liegt allerdings weiterhin hinter der in Ost- und besonders in Gesamtdeutschland. Eine Mehrheit von 57 Prozent schätzen ihre Arbeitsbedingungen in Gesamtdeutschland als gut ein, in Ostdeutschland sind es 47 Prozent. Sachsen liegt mit 43 Prozent deutlich darunter. Hierbei spielen strukturelle Unterschiede wie z.B. die hohe Schichtarbeitsquote eine Rolle. 

Die Befragungsergebnisse des DGB-Index Gute Arbeit in Sachsen sind unter der Berücksichtigung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu bewerten. Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt sind in Sachsen die Betriebsgrößen kleiner und Sachsen ist durch Industrie, Baugewerbe sowie das Gesundheits-/Sozialwesen stärker geprägt. Zudem liegt der Facharbeiter-Anteil sowie das Durchschnittalter der Beschäftigten höher. Schichtarbeit ist in Sachsen häufiger als im Bundesdurchschnitt.

»Im Wettbewerb um qualifizierte Fach- und Arbeitskräfte sind gute Arbeitsbedingungen für sächsische Unternehmen schon heute wichtig und werden künftig noch wichtiger. Gute Arbeit ist und bleibt eine entscheidende Gemeinschaftsaufgabe, die wir auch im nächsten Jahr zusammen mit Wirtschaft und den Gewerkschaften voranbringen wollen«, so Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Dulig.

»Wenn nicht einmal die Hälfte der Beschäftigten in Sachsen die Arbeitsbedingungen als gut bewertet, müssen bei den Arbeitgebern alle Alarmglocken klingeln. Um Fachkräfte aus dem In- und Ausland zu gewinnen und zu halten, sind mehr Anstrengungen notwendig. Mit im Bundesvergleich niedrigen Löhnen, einer höheren Arbeitsbelastung und einer geringeren Jobsicherheit steht Sachsen bei der Attraktivität noch nicht gut da. Zur Bewältigung des Fachkräftemangels in Sachsen müssen die Arbeits- und Entlohnungsbedingungen über alle Branchen hinweg verbessert werden. Ein wirksames Mittel ist die Erhöhung der Tarifbindung in Sachsen, für die wir als Gewerkschaften auch im nächsten Jahr kämpfen werden«, sagte der sächsische DGB-Vorsitzende Markus Schlimbach.

Ausgewählte Ergebnisse

Die Arbeitsqualität unterscheidet sich nach Wirtschaftszweigen. Sie ist in der öffentlichen Verwaltung und im Informations- und Kommunikationsbereich am höchsten. Die beschäftigungsstärksten Bereiche in Sachsen, Gesundheits- und Sozialwesen sowie Verarbeitendes Gewerbe, sind auf die letzten Rangplätze gerutscht, weil sich dort im Vergleich zu den anderen Wirtschaftszweigen die Arbeitsqualität nicht verbessert hat.

Die Differenzierung nach Berufsgruppen zeigt einen Anstieg der bereits hohen Belastungen in den sozialen und kulturellen Berufen, zu denen auch die Lehrerinnen und Lehrer zählen, ebenso wie bei den medizinischen Gesundheitsberufen. Das ist ein Indiz, dass Personalknappheit und Ausfall während der Corona-Pandemie zu weiteren Belastungen der verbleibenden Beschäftigten geführt hat.

Bei Betrachtung der soziodemografischen Merkmale wird deutlich, dass Frauen bundesweit eine geringere Arbeitszufriedenheit als Männer haben, sowohl beim Gesamtindex als auch bei den Teilindizes. Dieser Geschlechterunterschied ist in Sachsen 2021 ausgeprägter. Frauen in Sachsen beurteilen ihre Belastungen besonders hoch und Einkommen und Sicherheit vier Indexpunkte unter denen der Männer in Sachsen bzw. der Frauen in ganz Deutschland. Es lässt sich also von einer doppelten Benachteiligung von Frauen in Sachsen sprechen.

Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Arbeitsqualität

Die Infektionsschutzmaßnahmen gegen Corona führten zu vielfältigen Veränderungen im Arbeitsprozess. In Sachsen fühlten sich 2021 fast drei Viertel der Beschäftigten gut vor einer Ansteckung am Arbeitsplatz geschützt. Das Schutzgefühl war in Gesundheits- und Lehrberufen sowie einem Teil der gewerblichen Produktionsberufe geringer als in Büroberufen. Neben tätigkeitsspezifischen Eigenheiten hängen diese Unterschiede auch mit dem Umfang der jeweilig angeordneten Maßnahmen zusammen. Dieser wurde vor allem im Baugewerbe und im öffentlichen Dienst von vielen Befragten als gering empfunden.

Die Digitalisierung persönlicher Arbeitskontakte und zur Ersetzung von Dienstreisen hat seit Beginn der Pandemie deutlich zugenommen. Eine starke Verlagerung innerbetrieblicher Kontakte in den virtuellen Raum führte oft zu einer Belastungszunahme. Das Entfallen von Dienstreisen brachte dagegen häufiger (38 Prozent) einen Rückgang der Belastungen mit sich, aber oft auch einen Anstieg (30 Prozent). Vielfach entstanden Mehrbelastungen bei der Ersetzung persönlicher Kontakte durch die bessere Erreichbarkeit und die Entgrenzung der Arbeit, was zur Beeinträchtigung von Pausen und Ruhezeiten führt.

Homeoffice wurde seit Beginn der Pandemie von einem Viertel der sächsischen Befragten praktiziert, vor allem von Jüngeren und von akademisch Qualifizierten. Auch im Homeoffice stiegen die Belastungen Vieler, vor allem durch die Verschlechterung der Arbeitszeitlage und Problemen der Vereinbarkeit der Arbeit mit der Kinderbetreuung angesichts von geschlossenen Schulen und Kitas. Auch eine geringe Eignung der Wohnung als Arbeitsplatz verstärkte die Belastungen.

Kurzarbeit spielte beim Umgang mit Corona eine wichtige Rolle. In der Corona-Pandemie galten Sonderregelungen, wie die Verlängerung der Bezugsdauer auf bis zu 24 Monate. Mehr als ein Viertel der befragten Beschäftigten in Sachsen gaben an, seit Beginn der Pandemie Kurzarbeit erlebt zu haben, nicht selten auch länger anhaltend. Frauen waren zu einem geringeren Anteil als Männer betroffen, aber wenn sie kurzarbeiteten, dann im Schnitt länger. Nahezu die Hälfte der dauerhaft kurzarbeitenden Beschäftigten in Sachsen berichtet von hohen finanziellen Belastungen.

Deutliche Einkommensverluste entstanden in der Pandemie insgesamt bei einer Minderheit von 6 Prozent der Beschäftigten, meist durch Kurzarbeit im Zuge von Lockdowns und Schließungen. Signifikante Verluste erlitten vor allem nicht akademisch qualifizierte Beschäftigte im Gastgewerbe, in Reinigungsberufen sowie in Berufen der Unternehmensführung und -organisation. Weitere 15 Prozent der Befragten berichteten in Sachsen von einem geringen Einkommensverlust.

Folgen der Arbeitsqualität

In der Erhebung wurde auch nach weiteren Folgen schlechter Arbeitsqualität gefragt, wie Präsentismus, also Arbeit trotz Krankheit, der Bereitschaft zum Arbeitgeberwechsel sowie der Einschätzung der künftigen Arbeitsfähigkeit.

Präsentismus ist in Sachsen verbreitet. Im Jahr 2021 gaben insgesamt 51 Prozent der sächsischen Befragten an, in den vergangenen zwölf Monaten krank zur Arbeit erschienen zu sein. In Deutschland insgesamt sind es mit 48 Prozent geringfügig weniger.

Einige Jahre lag angesichts einer steigenden Zahl offener Stellen und damit besserer Möglichkeiten für einen freiwilligen Wechsel des Arbeitgebers die Wechselbereitschaft in Sachsen über dem deutschen Durchschnitt. Diese Entwicklung ist seit 2020 rückläufig, der Anteil der Befragten, die bei Möglichkeit gerne den Arbeitgeber wechseln würden, lag im Jahr 2021 in Sachsen und Deutschland auf einem vergleichbaren Level von 20 Prozent bzw. 18 Prozent der Befragten. Am höchsten ist sie bei jüngeren Arbeitnehmenden und solchen in Helfertätigkeiten. Schlechte Arbeitsbedingungen und gesundheitliche Beschwerden spielen dabei eine wichtige Rolle.

Nur eine Minderheit von 42 Prozent der Befragten in Sachsen ist der Meinung, unter den gegebenen Arbeitsbedingungen die aktuelle Tätigkeit bis zum gesetzlichen Rentenalter uneingeschränkt ausüben zu können. In ganz Deutschland sind es immerhin 51 Prozent.


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