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Welche Erfolgsaussichten hat Sachsens Wasserstoffwirtschaft?

Welche Erfolgsaussichten hat Sachsens Wasserstoffwirtschaft?

Nachgefragt bei Karl Lötsch, Geschäftsführer des HZwo e. V.

Der Freistaat unterstützt das auf grünen Wasserstoff und Brennstoffzellen-Technologien spezialisierte Branchennetzwerk »Wasserstoffland Sachsen« bis mindestens März 2025. Wirtschaftsminister Martin Dulig hat kürzlich in Chemnitz den Fördermittelbescheid in Höhe von 1,21 Millionen Euro an das Innovationscluster überreicht. Das entspricht einer Förderung von 50 Prozent der Gesamtkosten. »Wasserstoffland Sachsen« ist im Freistaat das erste Innovationscluster, das eine Anschlussförderung für die zweite Projektphase erhalten hat. Träger des Netzwerks sind der HZwo e. V. (Chemnitz) und – als Konsortialpartner – der Energy Saxony e. V. (Dresden).

#ZUKUNFTblog: Wasserstoff wird häufig als »Kohle der Zukunft« bezeichnet. Welche Vorteile bietet dieser Energieträger? 

Karl Lötsch: Wasserstoff ist der Schlüssel zur Energie- und Mobilitätswende. Er macht erneuerbare Energien da nutzbar, wo die Elektrifizierung nicht ausreichend oder nicht möglich ist. Beispiele hierfür sind der Schwerlastverkehr und die Chemieindustrie. Noch weittragender ist seine Rolle beim länderübergreifenden Transport erneuerbarer Energie aus sonnen- und windreichen Flächenländern hin zu Industrieländern mit hohem Energieverbrauch, wie Deutschland. Diese Möglichkeiten machen ihn zum Zehnkämpfer der Energie- und Mobilitätswende.

#ZUKUNFTblog: Grün, blau, grau, türkis: Was bedeuten eigentlich diese unterschiedlichen Farben von Wasserstoff?

Karl Lötsch: Grüner Wasserstoff wird mittels Elektrolyse aus Wasser hergestellt, wobei ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien zum Einsatz kommt. Grauer Wasserstoff wird aus fossilen Brennstoffen gewonnen, beispielsweise mittels Dampfreformierung. Blauer Wasserstoff ist dem grauen Wasserstoff in der Produktion gleichzusetzen. Das freigewordene CO2 wird jedoch gespeichert (Carbon Capture and Storage) oder industriell weiterverwendet. Türkiser Wasserstoff wird aus Methan hergestellt und anstelle von CO2 entsteht dabei fester Kohlenstoff. Mittel- und langfristig kommt nur grüner Wasserstoff in Frage, um fossile Rohstoffe abzulösen.

#ZUKUNFTblog: Das Branchen-Netzwerk »Wasserstoffland Sachsen« ist 2017 unter dem früheren Namen HZwo aus dem ersten sächsischen Förderwettbewerb zu Innovationsclustern hervorgegangen. Wie haben Sie das Thema Wasserstoff seitdem für Sachsen vorangebracht? Was planen Sie in der zweiten Förderperiode?

Karl Lötsch: In den ersten Jahren stand die Initiierung von Forschungsprojekten zwischen sächsischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen im Vordergrund. Das ist uns mit über 16 hervorgebrachten Projekten gut gelungen. Die Unternehmen präsentieren ihre neuen Produkte mittlerweile auf den europäischen Leitmessen. Die Sichtbarkeit der vielen Forschungs- und Entwicklungskompetenzen hat auch zum Erfolg im Wettbewerb um das Nationale Wasserstoffzentrum beigetragen, das wir nun in Chemnitz aufbauen. Ein weiterer Schwerpunkt war die Entwicklung von Anwendungsprojekten von grünem Wasserstoff. In Machbarkeitsstudien sind viele Regionen Sachsens in Augenschein genommen worden. Die entstandenen Konzepte können nun umgesetzt werden.

#ZUKUNFTblog: Der Bund fördert den Aufbau des Nationalen Wasserstoffzentrums »Hydrogen and Mobility Innovation Center« (HIC) in Chemnitz mit 72,5 Millionen Euro. Wie kommt der Aufbau voran und welche Funktion wird dieses Zentrum übernehmen?

Karl Lötsch: Wir können das HIC nun endlich umsetzen und arbeiten aktuell auf eine Antragstellung für die Bundesmittel noch diesen Herbst hin. Dazu binden wir als HZwo e.V. externe Planer ein, wofür uns der Freistaat Sachsen seit Mai 200.000 Euro bereitstellt. Der Bau soll bereits 2025 abgeschlossen werden, um die nun dringend benötigten Wasserstofflabore und Teststände in Betrieb zu nehmen. Diese werden vorrangig kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie Start-ups für die Erforschung, Testung und Zertifizierung neuer Wasserstofftechnologien und Komponenten bereitgestellt. Dieses Innovations- und Technologiezentrum für Wasserstofftechnologien wird in Europa einzigartig sein und unterstreicht die Vorreiterrolle des Wasserstofflands Sachsen in diesem Bereich.

#ZUKUNFTblog: Welche Erfolgsaussichten hat Sachsens Wasserstoffwirtschaft insgesamt?

Karl Lötsch: Insbesondere Zulieferunternehmen, Maschinen- und Anlagenbauer können von den Wertschöpfungspotenzialen der weltweit anwachsenden Wasserstoffmärkte profitieren. Bis 2030 können in Sachsen bis zu 4.800 Arbeitsplätze durch Wasserstoff entstehen. Erst im April 2021 haben die TU Chemnitz und der HZwo e.V. die Wertschöpfungspotenziale von Wasserstoff für den Freistaat untersucht. Daneben wächst in Sachsen auch der Bedarf an Wasserstoff – insbesondere in der Industrie, im Öffentlichen Personennahverkehr und im Bereich Logistik. Die Energie- und Gasversorger haben dies längst im Blick und entwickeln in unserem Netzwerk mit den Unternehmen Startnetze für grünen Wasserstoff.

#ZUKUNFTblog: Im Sommer haben der Bund und der Freistaat der Dresdner Sunfire GmbH grünes Licht für die geförderte Serienfertigung von Elektrolyseuren gegeben. Sachsen ist damit eines der ersten Bundesländer, das mit einem Vorhaben im Rahmen des europäischen IPCEI-Wasserstoffprojektes starten kann. Warum sind Elektrolyseure für die künftige Energieversorgung mit Wasserstoff so bedeutsam? 

Karl Lötsch: Alle großen Wasserstoffprojekte in Europa und viele weitere in Nordamerika, Australien und im Nahen Osten setzen auf grünen Wasserstoff. Dieser wird in Elektrolyseuren aus Wasser erzeugt. Diese Anlagen stehen daher am Anfang der weltweiten Wasserstoffwirtschaft. Bis 2030 sollen allein in Europa 40 Gigawatt Elektrolyseleistung installiert werden. Daher ist es nur folgerichtig, dass jetzt in Gigafactorys zur Serienproduktion von Elektrolyseuren investiert wird und es ist ein wichtiges Signal, dass dies hier in Sachsen bei Sunfire geschieht.

#ZUKUNFTblog: Im Juli wurde bekannt, dass der US-Konzern Amazon in Sunfire investiert. Welche strategische Bedeutung hat dieser Einstieg für die Wasserstoffwirtschaft in Sachsen und Deutschland insgesamt?

Karl Lötsch: Sachsen ist seit über 20 Jahren Vorreiter bei der Forschung im Bereich Wasserstoff. Sunfire ist auf dieser Grundlage zum führenden Technologieanbieter für Hochtemperaturelektrolyseure geworden. Mittlerweile hat das Unternehmen auch Kompetenzen bei alkalischen Elektrolyseuren. Damit hält es zwei der wichtigsten Technologien zur Wasserstofferzeugung in den Händen. Die Bedeutsamkeit und die damit einhergehenden Wachstumspotenziale des sächsischen Unternehmens haben auch internationale Investoren erkannt. Die Erfolgsgeschichte Sunfire zeigt, was in Zukunft alles möglich ist. Durch Wasserstoff werden viele Karten neu verteilt und Sachsen ist einer der Top-Standorte für Wasserstofftechnologien in Europa.

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