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Auslandsreise von Wirtschaftsminister Martin Dulig in Großbritannien

Auslandsreise von Wirtschaftsminister Martin Dulig in Großbritannien

Trotz Brexit: »Interesse an Kooperationen und Zusammenarbeit mit Großbritannien ist enorm.« Auslandsreise von Wirtschaftsminister Martin Dulig startet mit Terminen in London und Birmingham | Kernthemen: Europäische Zusammenarbeit, Life Sciences, Wasserstoff

Zu Beginn seiner Großbritannien-Reise hat sich Wirtschaftsminister Martin Dulig mit britischen Ministern getroffen. Im Londoner Ministerium für Internationalen Handel traf er am Montag zunächst Lord Grimstone of Boscobel, Minister für Investitionen. Dulig: »Der Lord war außerordentlich gut über Sachsen informiert und wollte viel wissen über den Transformationsprozess in der Automobilindustrie. Er hat meine Einladung, nach Sachsen zu kommen, sehr gern angenommen und seinen Besuch zugesagt.« Vor allem die Themen Energie- und Klimawandel spielten eine große Rolle; so möchte Großbritannien gern enger mit sächsischen Firmen zusammenarbeiten – trotz oder gerade wegen des »Brexit«. »Der Brexit spielt in den Gesprächen natürlich immer eine Rolle. Aber alle Seiten, egal ob sie für oder gegen den Austritt aus der EU waren, wollen nach vorn schauen und dafür sorgen, dass die wirtschaftliche Zusammenarbeit innerhalb Europas erhalten bleibt. Vor allem unsere Erfahrungen in der gesamten Wertschöpfungskette von Wasserstoff stießen auf Interesse. Großbritannien möchte viel erneuerbare Energie über Wind erzeugen. Die Insellage hilft dabei sehr, um aus Wind grünen Wasserstoff für die Industrie zu gewinnen«, so Dulig weiter.

Anschließend traf sich Martin Dulig mit Stephen Doughty, dem Schattenminister für Europa und Amerika bzw. dem Außenexperten der oppositionellen Labour-Party. Der Schwerpunkt des Gespräches lag auf den Auswirkungen des Brexit. Dulig: »Vor allem aber haben wir über engere Kooperationen in Europa, vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges, gesprochen. Wie wir auch will Großbritannien unabhängig von Öl und Gas werden. Auch die Auswirkungen von Putins Krieg auf die Menschen haben wir besprochen. Stephen Doughty erklärte, dass es im Gegensatz zu Deutschland mit seinen umfangreichen Hilfsprogrammen für die Bevölkerung kaum entsprechende Hilfen im Vereinigten Königreich gibt. Er zeigte sich sehr interessiert an unseren Programmen.« 

Darüber hinaus standen Netzwerkveranstaltungen auf dem Programm. Der dynamische Wirtschaftsstandort Sachsen präsentierte sich am Montagabend beim Empfang in der Residenz des deutschen Botschafters in London und beim »SAXONY!«-Event am Dienstag in Birmingham. Die rund 20-köpfige sächsische Delegation traf dort auf zahlreiche Multiplikatoren aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik.

»Unser Interesse an Kooperationen mit Großbritannien ist enorm – trotz des Brexit und gerade angesichts der geopolitischen Herausforderungen«, betonte Martin Dulig. »Großbritannien ist für Sachsen auch nach dem EU-Austritt ein unverzichtbarer Partner. Insbesondere in den Bereichen Wasserstoff, Life Sciences sowie emissionsarme Mobilität in Bahntechnik und Automobilindustrie wollen wir die Zusammenarbeit vertiefen. Der Ausbau der erneuerbaren Energien und die Souveränität bei der Gewinnung von Rohstoffen wie Zinn und Lithium sind gerade jetzt auch zentrale Fragen der nationalen und europäischen Sicherheit.«

Im Bereich Bio- und Gesundheitswissenschaften (Life Sciences) kooperiert die Technische Universität Dresden bereits im Rahmen der »transCampus«-Initiative seit 2015 erfolgreich mit dem King’s College London, das Martin Dulig am Montag besuchte. Aus der erfolgreichen Zusammenarbeit beider Exzellenzuniversitäten ist das britisch-sächsische Start-up »Innate Repair« hervorgegangen, das neue Therapien gegen Krebserkrankungen entwickelt. »Life Sciences sind eine der Schlüsselbranchen dieses Jahrhunderts«, betonte Minister Dulig. »Sachsen hat sich in den vergangenen 20 Jahren zu einer dynamischen Biotechnologie-Region entwickelt. Dafür lassen sich viele erfolgreiche Beispiele nennen: zum Beispiel das Nationale Strahlenforschungszentrum OncoRay in Dresden, das Zentrum für Innovationskompetenz ICCAS in Leipzig, das auf Gen- und Zelltherapeutika spezialisierte Zukunftscluster SaxoCell und das Else Kröner Fresenius Zentrum für Digitale Gesundheit in Dresden. Seit 2020 hat das sächsische Life-Science-Cluster auch gezeigt, dass es einen entscheidenden Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie leisten kann. Der Freistaat Sachsen will in Zukunft in der Biotechnologie noch stärker den Transfer der Forschungsarbeit unterstützen, damit diese Potenziale auch industriell genutzt werden.«

In Birmingham, die zweitgrößte Stadt des Vereinigten Königreiches und Partnerstadt von Leipzig, besuchte Wirtschafts- und Verkehrsminister Dulig am Dienstag das Eisenbahn-Kompetenzzentrum »Birmingham Centre for Railway Research und Innovation«. Der Bahntechniksektor im Freistaat Sachsen gehört mit 13.000 Beschäftigten in 240 Unternehmen zu den Top-3-Zentren der Branche in Deutschland. Das sächsische Cluster Rail.S möchte die Reise nutzen, um die Kontakte zum Partner-Netzwerk Railway Industry Association auszubauen. Zudem wird die Zusammenarbeit mit der Universität Birmingham intensiviert, wo Erfahrungen aus sächsischen Projekten einfließen. Im Beisein von Minister Dulig unterzeichneten die University of Birmingham und die Fakultät Verkehrswissenschaften »Friedrich List« der TU Dresden eine Absichtserklärung (»Memorandum of Understanding«) für gemeinsame Forschungs- und Lehraktivitäten sowie den Studenten- und Personalaustausch.

Im Innovationszentrum »Tyseley Energy Park« informierte sich Martin Dulig über den Einsatz von Wasserstoffbussen. Birmingham betreibt seit 2021 eine Flotte von 20 dieser Fahrzeuge, welche im Tyseley Energy Park betankt werden. Die Anschaffung 124 weiterer, öffentlich geförderter Wasserstoffbusse ist vorgesehen. Das Zentrum engagiert sich für die Bereitstellung von kohlenstoffarmen und kohlenstofffreien Energie-, Transport-, Wärme-, Abfall- und Recyclinglösungen für ein grünes, sauberes und gesundes Birmingham. Unter Einbeziehung von Industrie, Wissenschaft und Kommunalverwaltung soll Tyseley Energy Park ein stärkeres Engagement und mehr Beschäftigung in kohlenstoffarmen Industrien erreichen, Innovationen anregen, neue Technologien demonstrieren und kommerziell tragfähige Energiesystemlösungen schaffen. 

Minister Dulig stellte den britischen Gesprächspartnern die Anfang 2022 beschlossene sächsische Wasserstoffstrategie vor. »Wasserstoff wird zum Energieträger der Zukunft. Hergestellt aus erneuerbaren Energien macht er Europas Energieversorgung unabhängig und klimaneutral. Der Einsatz von grünem Wasserstoff ist für Sachsen von großer Bedeutung, in der Mobilität der Zukunft ebenso wie für die Transformation unserer Industrie. Der Freistaat besitzt schon eine nahezu vollständige Wertschöpfungskette für Wasserstofftechnologien. Mit dem neuen Hydrogen and Mobility Innovation Center HIC in Chemnitz verfügt Sachsen künftig auch über ein nationales Technologiezentrum, dass das gesamte Spektrum von der Brennstoffzelle bis zu den Fahrzeugen abdeckt – mit einem Fokus auf den Bereich der Schiene. Wir haben also beste Voraussetzungen, um die Zusammenarbeit zwischen Großbritannien und Sachsen bei Wasserstofftechnologien zu vertiefen«, so Dulig.

Wirtschafts- und Verkehrsminister Martin Dulig macht auf dem Weg nach Edinburgh einen Zwischenstopp an der Grenze von England zu Schottland. (Bild: SMWA/Kristin Schmidt)

»Sachsen und Schottland können nicht nur beim Energiewandel und bei Wasserstoff gemeinsam punkten« Tag 3 und 4 der Großbritannien-Reise des sächsischen Wirtschaftsministers: Präsentation der Brennstoffzellen-Kompetenz in Loughborough, Netzwerken in der schottischen Hauptstadt Edinburgh

Martin Dulig, Sächsischer Wirtschaftsminister

Vor der Weiterreise von England nach Schottland informierte sich Wirtschaftsminister Martin Dulig bei »Intelligent Energy« (IE) über den Einsatz von Brennstoffzellenprodukten mit Protonenaustauschmembran (PEM). IE ist auf diesem Gebiet weltweit führend. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz im industriellen Zentrum Loughborough (Grafschaft Leicestershire) und verfügt über weitere Niederlassungen und Vertretungen in den USA, Japan, Korea und China. Sächsischer Partner von Intelligent Energy ist der Automobilzulieferer FES in Zwickau.

Wirtschaftsminister Dulig: »Brennstoffzellen sind eine Schlüsseltechnologie für die stationäre und mobile Energieversorgung der Zukunft. Sie werden in zahlreichen Anwendungen eingesetzt, in denen sauberer, hocheffizienter und kostengünstiger Strom erforderlich ist. Durch die Nutzung von grünem Wasserstoff zur stationären Stromerzeugung leistet die Brennstoffzellentechnik einen wichtigen Beitrag zur Energiewende. Hier werden hochmoderne Zellen erforscht, welche bereits erfolgreich in Autos, Lkw oder auch Drohnen eingesetzt werden. Zurzeit forscht man an Zellen, welche auch Flugzeuge antreiben können. Es ist wirklich eindrucksvoll, mit wie vielen Ideen und Enthusiasmus hier geforscht und entwickelt wird.« 

Dulig warb bei Intelligent Energy um eine Firmenansiedlung in Sachsen: »Wir wissen, dass ein neuer Standort in Deutschland gesucht wird. Auch deswegen sind wir heute hier. Denn Sachsen hat den Briten viel zu bieten! Die Wasserstoffwirtschaft besitzt auch bei uns ein hohes Kompensationspotenzial gerade für die Industrien, welche vom Strukturwandel betroffen sind. Sachsen ist hier stark aufgestellt und bildet schon nahezu die vollständige Wertschöpfungskette für Wasserstofftechnologien ab. Das reicht von der Forschung und Entwicklung bis zur Produktion von Anlagen zur Wasserstoffherstellung. Der Freistaat Sachsen bietet Intelligent Energy also optimale Voraussetzungen, seine innovativen Produkte auch hier zu entwickeln und herzustellen.« Dulig lud das Unternehmen zu einem weiteren Austausch nach Sachsen und zur Chemnitzer Brennstoffzellenkonferenz »FC³ Fuel Cell Conference« in der kommenden Woche (31. Mai bis 1. Juni 2022) ein.

Der heutige Tag stand im Zeichen der sächsisch-schottischen Zusammenarbeit nach dem Brexit – etwa bei Gesprächen der sächsischen und schottischen Wirtschaftsförderungsgesellschaften. 
In der schottischen Hauptstadt Edinburgh traf sich Martin Dulig mit Kate Forbes, Ministerin für Wirtschaft und Finanzen, sowie Vertretern der Wirtschaftsfördergesellschaft Scottish Development International und der Kammern (Scottish Chambers). Dulig: »Es war ein sehr spannendes Gespräch. Schottland und Sachsen stehen vor der gleichen Herausforderung, wir müssen unsere Industrie fit machen für die Zukunft. Wir setzen beide auf Wasserstoff und regenerative Energien. Schottland verfügt über viel Wind und damit Windenergie, welche sie einsetzen wollen, um grünen Wasserstoff zu erzeugen. Dieser soll auch exportiert werden. Da gibt es unglaublich viele Möglichkeiten der Zusammenarbeit.« Konkret sollen diese im Anschluss der Reise ausgelotet werden. Kate Forbes: »Wir sind sehr an technischer Zusammenarbeit und Expertise interessiert, haben aber auch eigene Forschungsergebnisse und Technologien anzubieten. Gemeinsam, durch Zusammenarbeit, können wir es schaffen, die Klimaziele bis 2050 zu erfüllen und unsere Länder voran zu bringen.«

Natürlich spielt in Schottland das Thema Fußball eine große Rolle. Das 5:4 von Eintracht Frankfurt gegen den Rangers FC sah Minister Dulig in einem Pub in Edinburgh: »Es war eine tolle Stimmung, die Schotten haben uns sofort ins Herz geschlossen, mit uns gelacht und gefeiert.« Generell ist das Miteinander und die Offenheit eine starke Eigenschaft der Schotten: Sie votierten gegen den Austritt des UK aus der Europäischen Union, wollen die Kernkraft abschaffen und auch die Atomflotte des Militärs. Doch bekanntlich unterlag die schottische Mehrheit bei der Abstimmung im UK. Daher versucht die schottische Regierung nun, die Kontakte nach Europa eng zu knüpfen und bestehende Beziehungen zu stärken. »Diese proeuropäische Einstellung Schottlands bietet zahlreiche Anknüpfungspunkte«, so Martin Dulig. »Eine große Schnittmenge sehe ich etwa bei den Branchen Life Sciences, Wasserstoff, Kultur- und Kreativwirtschaft und Hightech. Unsere beiden Länder besitzen Transformationserfahrung und wissen, wie man mit Standhaftigkeit, Mut, Ideen und erstklassigen Kompetenzen in wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umbruchzeiten Neues wagt.«

In Edinburgh informierte sich der sächsische Wirtschaftsminister auch über die Arbeit von »CodeBase«, des größten britischen Inkubators für Technologieunternehmen. Inkubatoren sind Einrichtungen bzw. Institutionen, welche Existenzgründer im Rahmen der Unternehmensgründung unterstützen. CodeBase konzentriert sich auf Technologie-Start-ups und deren Wachstum und hat bisher über 500 Existenzgründungen unterstützt. Das 2014 eröffnete Unternehmen hat auch Hubs in Aberdeen und Stirling. Seit 2019 bietet CodeBase das »Creative Bridge«-Programm an, das darauf abzielt, Akteure der Kreativwirtschaft in Edinburgh bei der Entwicklung neuer digitaler Produkte und Dienstleistungen zu unterstützen.

Auch kulturell kam die Sachsen-Delegation auf ihre Kosten: Auf der Fahrt vom knapp 500 Kilometer entfernten Birmingham nach Edinburgh hielt die Delegation am im 14. Jahrhundert gebauten Alnwick Castle. Die historische Schlossanlage diente in den vergangenen Jahren vor allem als Filmkulisse für Blockbuster wie Transformers, Robin Hood oder Downton Abbey. Bei Phantasiefans wurde die privat verwaltete Anlage vor allem durch die Harry-Potter-Verfilmungen bekannt. Martin Dulig: »Hier in Hogwarts zu stehen, ist etwas ganz Besonderes. Ich bin mit den Büchern über meine Kinder in Berührung gekommen, die damit aufgewachsen sind und natürlich ein riesiger Fan des Hauses Gryffindor.« Auch die Delegation ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen und kaufte im Souvenirshop kräftig ein: Niffler, Slytherin-Pullover und natürlich Besen der Marke »Nimbus 2000«. 

Am Freitag endet die Großbritannien-Reise von Wirtschafts- und Verkehrsminister Martin Dulig. Der Minister und die sächsische Delegation werden von Edinburgh über Frankfurt nach Sachsen zurückreisen und am Abend am Flughafen Dresden International eintreffen. Dulig bilanzierend: »Es hat sich wieder einmal gezeigt, besonders nach der Covid-Pandemie, wie wichtig die Zusammenarbeit mit anderen Ländern ist. Großbritannien und Sachsen bewegen die gleichen Themen, wir forschen und arbeiten an den gleichen Herausforderungen, wir haben viele identische, außenpolitische Ansichten – auch wenn das Königreich leider nicht mehr in der EU ist. Gerade beim Thema Wasserstoff sprechen wir nicht über kleine Versuchsfelder, sondern über große, internationale Maßstäbe, die wir nur gemeinsam bewältigen können. Es ist daher immer richtig und wichtig sich auf Augenhöhe zu begegnen, zu verstehen und voneinander zu lernen.«

Martin Dulig besucht vom 15. bis 20. Mai Großbritannien. Die vom sächsischen Wirtschaftsministerium (SMWA) und der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH (WFS) organisierte Delegationsreise soll dazu beitragen, die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Sachsen und dem Vereinigten Königreich nach dem britischen EU-Austritt (»Brexit) fortzusetzen und zu vertiefen. Minister Dulig wird von einer rund 25-köpfigen Delegation begleitet, die sich u.a. aus Vertretern von Clustern, Hochschulen und Kammern zusammensetzt.


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